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RPlus | Blick auf die Sinne der Pferde
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…und ihr Einfluss auf das Lernverhalten

 

Pferde lernen stark ortsgebunden. Was in einer Sekunde als „ungefährlich“ eingestuft wurde, kann aus einer anderen Perspektive einen Moment später schon ganz anders aussehen und als „gefährlich“ verstanden werden. Daher sollte es schon als Jungpferd die Gelegenheit haben, vielfältige Reize in einem gesicherten, stressarmen Umfeld kennenzulernen. Wenn es etwa Hell-Dunkel-Kontraste schon früh gemeinsam mit seiner Mutter beim Verladen auf den Pferdeanhänger kennenlernt, wird es mit diesem Phänomen weniger Probleme haben, als wenn es in einer sehr reizarmen, fast sterilen Umgebung aufwächst.

Kurzgesagt – In a nutshell

Habituation

 

Stichwort bei dieser Form des Lernens ist die sogenannte Habituation. Das Pferd gewöhnt sich an Reize einfach dadurch, dass sie „da“ sind und weder positive noch negative Folgen haben. Sie werden so als „normal“ und alltäglich eingestuft. Später können gezielt belohnungsbasierte Übungen mit dem Pferd gemacht werden. In jedem Alter können Pferde über Konditionierungsprozesse lernen optischen Reizen gegenüber gelassen zu bleiben. Dazu werden sie diesen unterschiedlichen möglichen Reizen schrittweise ausgesetzt – immer nur so weit, dass sich das Pferd noch in seiner Wohlfühlzone befindet und dafür belohnt. Nach und nach steigert man die Anforderungen an das Pferd und verstärkt den Reiz oder nimmt einen weiteren hinzu.

Die Rolle des Hörsinns im Training

 

Der Hörsinn spielt in so gut wie jeder Trainingsform eine große Rolle. Oft werden Pferde auf unterschiedliche Stimmsignale konditioniert oder sie lernen, dass das Lob des Menschen etwas Positives darstellen soll. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Hörsinn des Pferdes sehr fein ist. Es unterscheidet sehr feine Nuancen in Tonhöhe und Tonfall und nimmt leichte Schwingungen von Ängsten oder unterschwelligen Aggressionen auf. Beim Clickertraining speziell wählt man den metallischen Klang des Knackfrosches u.a. deswegen, weil das charakteristische Geräusch in einem für das Pferd besonders gut hörbaren und Aufmerksamkeit fordernden Frequenz-Bereich des Hörspektrums liegt.

Geschmack und Erinnerung

 

Es ist extrem wichtig, dass die Clicker-Belohnung dem Pferd gut schmeckt. Es stellt immer nur eine echte Belohnung für das Pferd dar, was vom Pferd auch so empfunden wird. So ist jedes Pferd anders und hat seine ganz eigenen Geschmacksvorlieben. Was für das eine Tier einen Hochgenuss darstellt, muss ein anderes Pferd nicht unbedingt zu mehr Leistung anspornen. Wie sehr ein Pferd eine Belohnung schätzt kann man daran ablesen, ob das Verhalten, welches man mit dem Click markiert hat, überhaupt häufiger gezeigt wird oder nicht. Lohnt es sich für das Pferd zu wenig, ist das Futter also für das spezielle Tier ungeeignet, wird das Training nicht wie gewünscht verlaufen. Viele Clickertrainer*innen arbeiten zudem mit sogenannten Jackpots – ganz besonders leckeren oder großen Belohnungen, die nicht immer, sondern nur bei besonderen Fortschritten überreicht werden.

Berührungen im Training und Gleichgewichtssinn

 

Wie man sehr schön bei wahren Meister*innen ihres Fachs sehen kann, können Pferde auf die feinsten Berührungen oder Balanceverschiebungen des Reiters konditioniert werden. Wer also besonders geschickt darin ist, einen leichten Berührungsreiz korrekt als Signal aufzubauen und ihn immer wieder bestätigt, der wird sein Pferd so sensibel halten können. Dabei ist es immer wichtig, dass die Reihenfolge eingehalten wird: Berührungssignal – Verhalten/Ausführung des Pferdes – Belohnung. Niemals darf der Reiz einfach mit Druck gesteigert werden, da das Pferd wird dadurch vom Menschen erst unsensibel gemacht wird.

Turnen für Pferde

 

Neben den klassischen Übungen wie Übergängen zwischen den Gangarten oder Seitengängen kann man ganz gezielt die Balance des Pferdes trainieren, indem man es mit Bodenunebenheiten und Steigungen konfrontiert. Sei es auf Spaziergängen bergauf- und bergab oder über eine Haltungsform mit unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten. Daneben kann man den Gleichgewichtssinn des Pferdes über „Turngeräte“ für Pferde schulen: Das Pferd trainiert dabei mit Hilfe vieler Belohnungen auf unterschiedlichen Wippen, Schaukelmechanismen und Mappen. Auch Übungen auf einem klassischen Podest kommen dabei zum Einsatz. Darüber hinaus kann man über das als Micro-Shaping bekannte Herausfiltern kleinster Bewegungsveränderungen eine Form von Pilates mit dem Pferd durchführen: Das Pferd wird dafür belohnt nicht etwa eine ganze großflächige Bewegung auszuführen, sondern dafür, eine bestimmte Muskelpartie anzuspannen, wie etwa den Rücken kurz anzuheben. Dadurch können gezielt die Balance trainiert und die dafür nötigen Muskelgruppen gestärkt werden.

aus „Pferdsein reloaded“

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Marlitt Wendt

 

 

Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist nun die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.

Conny Ranz

 

 

Ich bin Pferdefotografin und Grenzgängerin. Mit meiner Kamera bewege ich mich zwischen den Welten. Zwischen Tier und Mensch, zwischen Traum und Realität. Pferde ihrer Natur entsprechend in ihrer ganzen Persönlichkeit zu zeigen, begeistert mich damals wie heute. Dazu bin ich unter anderem europaweit auf den Spuren der Wildpferde unterwegs. Diese Begegnungen erwecken stets den Mut zur Freiheit in mir. Mit meinen Bildern durfte ich bereits an einigen Buchprojekten namhafter Verlage sowie in diversen Pferdemagazinen mitwirken. Vor allem aber verleihe ich damit unserem gemeinsamen Herzensprojekt RPlus aus vollster Überzeugung Flügel.

AUTHOR: Marlitt Wendt