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RPlus | Clickertraining als Stein der Weisen?
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Dogma Clickertraining?

 

Was bedeutet positive Verstärkung für unser Pferd, aber auch insbesondere im Umgang mit anderen Menschen? Das Clickertraining wirkt immer auf vielen verschiedenen Ebenen, zum Beispiel in welchem Licht wir uns selber sehen und wie Außenstehende unser Tun bewerten. Mittlerweile scheint dabei die Rolle des Pferdes immer mehr in den Hintergrund zu treten und die Diskussionen drehen sich häufig nur noch um die Fragen: Wer gehört zu uns und wer vertritt die reine Lehre? Abgrenzung, Abwertung und Selbsterhöhung sind dabei beliebte Methoden der sozialen Auseinandersetzung. Aber ist das noch gelebte positive Verstärkung?

Viele von uns erhoffen sich die Erfüllung ihrer Wünsche, Sehnsüchte und Träume

mit diesem einen magischen Zauberstab,

dem Clicker.

Wunderwerkzeug Clickertraining?

 

Ein Stück weit sind wir alle auf der Suche nach einem Stein der Weisen, einem Zauberstab oder einem Wunschbaum, also einem Werkzeug, welches alles das, was man sich nur wünschen könnte, zu 100 % erfüllt, natürlich ohne Nebenwirkungen und ohne Nachteile. Etwas, das nur Gutes schafft und uns hilft unsere Träume zu erfüllen. Viele von uns haben gehofft es in der Methode des Clickertrainings zu finden.

Eine Illusion?

 

Doch wie so oft im Leben ist auch das Clickertraining letztlich bei näherer Betrachtung nicht zwangsläufig rein positiv. Es ist einfach nur und wirkt damit so positiv oder negativ auf das Pferd wie der ausübende Mensch sein Werkzeug versteht und beherrscht. Nur weil wir uns dem Wunschdenken hingeben, dass alles gut wird, nur weil wir überspitzt gesagt Leckerlis füttern, müssen die verfolgten Ziele, das Endergebnis und auch der Lernweg noch lange nicht durchwegs positiv vom Pferd empfunden werden. Jede Methode kann letztendlich zum Missbrauch verwendet werden.

Gelebte positive Verstärkung

 

Ich habe diesen Text geschrieben, um jedem*jeder von uns Clickerbegeisterten einen Ansporn zu geben, sich immer wieder selbst in Frage zu stellen, sich gegenüber anderen zu positionieren, Andersdenkende nicht zu verurteilen, sondern das Beste aus den eigenen Möglichkeiten zu machen. Aus meiner Sicht hilft es niemanden, am allerwenigsten unseren Pferden, weiter, wenn wir einen Grabenkampf untereinander um die beste Methode, die „korrekteste Trainingsform“ oder die richtigen Vorbilder führen.

Jede*r geht seinen Weg

 

Wir alle befinden uns weiterhin auf unserem eigenen individuellen Weg. Die Beschäftigung mit den vielen Facetten der positiven Verstärkung ist ein immerwährender Prozess. Jede*r von uns wird unterschiedliche Stadien durchlaufen und manches, was er*sie noch vor ein paar Jahren für gut und praktikabel gehalten hat, später noch einmal in Frage stellen und in einer anderen Konstellation vielleicht anders lösen. Und das ist ein vollkommen natürlicher Prozess und zeugt davon, dass wir uns weiterentwickeln.

Individuelle Unterschiede

 

Alles im Leben ist vielschichtig. Etwas für den*die eine*n in diesem Moment richtig und sinnvoll ist, kann für jemand anders schon ein Schritt in eine problematische Richtung bedeuten. Selbst wenn wir uns einig darüber sind, möglichst viel über positive Verstärkung arbeiten zu wollen, über die Möglichkeiten der Ausführung lässt sich anscheinend immer noch vortrefflich streiten. Während die einen niemals eine Management-Maßnahme wie etwa die Nutzung eines Reitplatzes oder eines Halfters mit Führstrick in Erwägung ziehen, kommt es für die anderen unter keinen Umständen in Frage das Pferd zu locken, da man hier streng genommen in beiden Fällen den Weg der reinen positiven Verstärkung verlässt.

Kein Wettstreit

 

Keiner ist perfekt, zu der eigenen Unzulänglichkeit, dem fehlenden Wissen und den mangelnden Fähigkeiten, gesellt sich immer ein Tier mit seinen eigenen Bedürfnissen, Stärken und Schwächen. Jede*r kann nur in seinem eigenen Tempo, nach den eigenen Möglichkeiten den „besten“ oder sagen wir besser gangbaren Weg finden. Und das funktioniert in der Regel dann am besten, wenn man nicht zu viel Energie damit verschwendet, sich selbst über Andersdenkende zu erheben oder mit ihnen zu streiten.

Sind wir tatsächlich besser?

 

Ein wichtiger Ansatz ist daher möglichst viel über die verschiedenen Trainings- und Ausbildungsmöglichkeiten in Erfahrung zu bringen, ihre Herkunft und auch ihre Vor- und Nachteile zu überdenken bzw. dazu anzuregen, selbst nachzudenken, welche Methode wann denn überhaupt Sinn machen würde. Ein weiterer Ansatz kann es auch sein, sich mit den Argumenten und durchaus auch Vorwürfen der „Gegenseite“, also der Kritiker*innen der positiven Verstärkung auseinanderzusetzen.

Der Austausch als Chance zu lernen

 

Für mich gehört es zu einem selbstkritischen Leben dazu, Andersdenkende nicht pauschal für unfähig zu erklären und ihre Argumente einfach wegzuwischen, sondern durchaus auch dafür zu nutzen sich selbst in Frage zu stellen. Wie so oft kann es nämlich immer sein, dass wenn man deutlich und fast schon aggressiv auf einen Vorwurf reagiert, dass durchaus ein Fünkchen Wahrheit dran sein kann.

Sich der eigenen Wahrheit stellen

 

Es ist dann sehr hilfreich sich auch dieser Wahrheit und diesem Teil der eigenen Persönlichkeit zu stellen. Nur so können wir ein authentisches Leben mit unseren Vorstellungen führen und eventuell auch die berechtigten Sorgen und Ängste, die sich teils in Vorwürfen und Abwertungen der Vertreter*innen anderer Methoden wiederfinden, lernen zu verstehen.

Erst dann wird es uns gelingen sie zu entkräften und so vielleicht auch viele andere Menschen zu überzeugen ihrerseits ihre Überzeugungen in Frage zu stellen. Erst durch das gegenseitige Zuhören, das wirkliche Ernstnehmen und aufrichtige Verstehen wollen, wird ein Dialog überhaupt möglich. Und nur der Dialog mit anderen Menschen wird uns helfen die positive Kraft der positiven Verstärkung wirklich im Herzen zu verstehen und zu leben.

Hartnäckige Überzeugungen und Selbstbeweihräucherung

 

Stattdessen aber, fällt mir immer häufiger auf, dass Menschen anscheinend dazu neigen, ihre eigenen Vorstellungen tatsächlich für unerschütterliche Überzeugungen zu halten. Aus einer anfänglichen Begeisterung für eine Methode wie dem Clickertraining, einer bestimmten politischen oder religiösen Bewegung oder einer Ernährungsweise wird so schnell eine neue fast fanatische Zugehörigkeit deren Nebenwirkung nur zu oft die totale Abgrenzung von allem was irgendwie „anders“ ist und schlimmer noch das Herabsetzen anderer Meinungen und in diesem Zuge sogar der dahinter stehenden Menschen offenbar salonfähig ist. Wie oft fällt es zum Beispiel auf, dass in Clicker-Internetgruppen, bei Vorträgen oder im persönlichen Gespräch kaum ein gutes Haar am anderen gelassen wird? Je ferner die Einstellung des*derjenigen erscheint, desto verbissener der Kampf um die Wahrheit, das Recht haben und die Selbstbeweihräucherung.

Wem musst du was beweisen?

 

Per se sind wir nicht besser als andere und es hat aus meiner Sicht rein gar nichts mit positiver Verstärkung zu tun, immer zu aller erst die vermeintlichen „Fehler“ und „Unzulänglichkeiten“ der anderen zu sehen und dabei bequemerweise zu vergessen, dass man selbst oft genug irgendwann im Leben schon ähnliche Fehler gemacht hat.

Biologische Lebewesen funktionieren nicht wie Maschinen, die mit einem einzigen Mechanismus gestartet, gesteuert und repariert werden können.

Vielleicht ist man auch nicht immer ganz konsequent seinem Weg gefolgt oder eventuell ist man selbst auch gerade erst seit einigen Monaten oder Jahren „erleuchtet“. Keine*r von uns ist perfekt und es hilft allen am meisten, erst einmal bei sich selbst anzufangen und den anderen gegenüber interessiert, aber zumindest ohne vorschnelle Ablehnung gegenüberzutreten.

Beweisen, was möglich ist

 

So schön es auch ist zu demonstrieren, wie effektiv und gut die Clicker-Methode funktioniert um andere, noch nicht eingeweihte Menschen vom Nutzen der Methode zu überzeugen, so leicht verfällt man immer mehr in die Falle, etwas oder auch sich selbst beweisen zu wollen und scheinbar auch zu müssen. Denn wie sonst kann die Welt sehen und auch begreifen, dass Clickertraining um so viel besser ist als all die anderen Methoden da draußen? Und zwar auf jeder einzelnen Ebene?

Fließende Grenzen – genau hinsehen

 

Nur wenn es Menschen gibt, die ihr Training ins bestmögliche Licht rücken, die in Zuschauer*innen die Sehnsucht wecken, selbst aktiv zu werden und zu zeigen, dass es auch anders als traditionell üblich geht. Das ist gut und ein löblicher Einsatz. Doch die Grenze zur Selbstdarstellung ist wie überall fließend. Bei vielen Vorführungen, die ich so sehe, geht es nicht mehr darum das jeweilige Pferd mit seiner speziellen einzigartigen Persönlichkeit darzustellen, sondern eben das zu zeigen, was als schwierig gilt, um die Kompetenz der Trainer*innen zu unterstreichen. Man möchte der ganzen Welt da draußen beweisen, wie toll das eigene Pferd und damit letztlich man selbst ist und wie viel besser man als alle anderen ist.

Vorbild sein

 

Dabei sieht man eine ganze Reihe an Lektionen, die sicher einem Pferd beigebracht werden können, bei denen aber durchaus zweifelhaft ist, für wen sie eigentlich einen wirklichen Nutzen haben und ob sie überhaupt irgend einem Pferd nahegebracht werden sollen und in der Öffentlichkeit als Vorbild für andere vorgestellt werden sollen.

Clickertraining als Manipulation?

 

Clickertraining gilt vielen als Königsdisziplin des positiven Pferdetrainings. Meister*innen ihres Faches schaffen es mit Hilfe des kleinen Knackfrosches das Pferd von vielen ungewöhnlichen Tricks, Lektionen und Übungen zu überzeugen. Clicker-trainierte Pferde faszinieren. Sie lernen unglaublich schnell, denken mit und zeigen eifrig das Gelernte. Soweit die Sicht der Anhänger*innen des Clickertrainings.

Berechtigte Kritik?

 

Die Gegner*innen der Methode sehen jedoch auch etwas ganz anderes: Sie sehen das Clickertraining vor allem als eine Form der Manipulation. Das Tier wird dabei aus ihrer Sicht zu einer Art Hampelmann*frau degradiert, der für ein Stückchen Möhre seine Seele verkauft. Für sie wirken mit dem Clicker erreichte Trainingsziele nur allzu oft steril, abgespult und eben nicht wirklich verstanden. Für sie sind die so präsentierten Pferde der Inbegriff der „Pudeldressur“.

Pudeldressur

 

Darunter versteht man gemeinhin eine Ausbildungsform, die nicht im klassischen Sinne aufgebaut wird, die effekthaschend und zielorientiert Lektionen aneinander kettet ohne dabei den biomechanischen Zusammenhang zu beachten oder den natürlichen Bewegungsfluss mit einzubeziehen. Die Wahrheit liegt wie so oft je nach Anwender*in vermutlich irgendwo in der Mitte.

Die Welt durch eine rosarote Brille sehen

 

Ich denke, es kann sehr lehrreich sein, sich selbst über die Vorwürfe von außen einmal Gedanken zu machen ohne sich gleich beleidigt oder angegriffen zurückzuziehen. Manchmal sieht man, wenn man selbst involviert ist, seine eigene kleine Welt durch die rosarote Brille und verliert viele Aspekte aus den Augen, während man sich in dem Glauben ausruht, das Beste für das eigene Pferd zu wollen und im Clickertraining auch abschließend gefunden zu haben.

Im Karussell der Eitelkeiten

 

Das Karussell der Eitelkeiten dreht sich unaufhörlich immer schneller und schneller und macht natürlich auch vor uns Clickertrainer*innen nicht halt. Sicher wollten wir alle eine bessere Pferdewelt erschaffen und eine wirklich pferdefreundliche Alternative zum althergebrachten Vorgehen. So steigen wir ein in dieses gemächlich dahingleitende Karussell und bemerken oft nicht, dass sich seine Fahrt zunächst sanft, dann unkontrollierbar immer schneller beschleunigt, bis wir uns schließlich nur noch pfeilschnell im Kreis drehen und gar nicht mehr bemerken, wie leicht es war, sich in der Verlockung von Ehrgeiz, Selbstdarstellung und Vergnügen zu verlieren und aus den Augen zu verlieren was wir ursprünglich erreichen wollten.

Zwischen Titelreiterei…

 

Oft genug wird auch der Wert des*der Clickertrainer*in im übertragenen Sinne nur am „besser als“, „schneller gelernt als“ oder „spektakulärer als“ gemessen. Wie so oft liegt die Ursache für das Phänomen nicht unbedingt in der Natur der Sache selbst, sondern in dem, was wir daraus machen. Folglich können wir auch einen Weg heraus aus diesem Dilemma finden und uns und unser Pferd beginnen zu schützen.

…und Trophäenjagd

 

Wie überall gibt es dann auch unter Clickertrainer*innen funkelnde Trophäen zu gewinnen, „Meister*innenschaftstitel“ mit den dazugehörigen bildlichen glitzernd Beweisen was man nicht Schönes geleistet hat. Stolz auf tatsächliche Leistungen zu sein ist das eine, eine reine Trophäenjagd bedeutet aber immer den Tod eines*einer anderen für die eigene Erhöhung und scheinbare Aufwertung. In diesem Sinne werden sehr viele Tiere weltweit auch von so manchen eigentlich so „positiv“ arbeitenden Trainer*innen letztlich für deren Ziele missbraucht.

Quelle Grafik Pokal: Designed by Macrovector / Freepik

So bin ich nicht!

 

Ich höre den Aufschrei der Leser*innen förmlich beim Schreiben des Textes. Ein entrüstetes „wir wollen doch das Beste für das Tier“, „Leistung und Harmonie schließen sich nicht aus“ oder auch ein „Clickertrainierte Pferde sind immer glücklich“ kristallisiert sich aus dem Gemurmel besonders deutlich heraus. Noch einmal. Ich habe bewusst „wir“ geschrieben und nehme mich selbst aus dem hier beschriebenen Phänomen gar nicht aus. Ich denke nur, dass jede*r für sich, ganz im Stillen zu einer Antwort kommen sollte auf die Fragen „Wo verfalle ich persönlich ebenfalls in den Strudel des Höher, schneller und weiter?“, „Was tue ich wirklich im Sinne des Tieres und was letztlich doch, weil es mir selbst irgendeinen Vorteil bringt?“, „In welchem Bereich bin auch ich ein Stück weit getrieben von meiner positiven Selbstdarstellung, der glänzenden Fassade oder dem schönen Schein?“

Ehrlich mit sich sein

 

Der Antwort auf solche und ähnliche durchaus unbequemen Fragen auf die Spur zu kommen, ist ein wirklich wichtiger Schritt in Richtung pferdefreundliches Denken. Nur wer sein Handeln, seine Motivation und seine Träume wirklich immer wieder überprüft und in Frage stellt, verfällt nicht dem blinden Hinterherlaufen anderer. Denn die Versuchung lauert überall.

Clickertanten*onkel ohne Liebe zum Pferd?

 

Mit abwertenden Begriffen werden wir Anhänger*innen des positiven Pferdetrainings uns immer wieder konfrontiert sehen. Es ist gar nicht so einfach darüber lächelnd hinwegzusehen und herunterzuschlucken wenn unsere Arbeit als „Tüddelkram“ angesehen wird, unser Vorgehen als Wattebausch-Training lächerlich gemacht wird oder wir selbst als Clickertante*onkel bezeichnet werden. Es tut weh, wenn die eigene Arbeit und der eigene Zugang zum Beisammensein mit dem Pferd von außen als neutrales Nebeneinander ohne Beziehungsebene erlebt wird. Wir selbst bestimmen aber ein Stück weit mit, wie solche Vorurteile entstehen können, wie der Eindruck erschaffen werden kann und was wir wirklich nach außen als Kennzeichen für unsere Liebe zum Pferd dargestellt werden soll.

Der erste Eindruck

 

Der Gedanke an „unverständlichen Tüddelkram“, „sinnlosen Schnick-Schnack“ oder „absolute Spielerei“ entsteht vielleicht bei uneingeweihten Neulingen bei erster Betrachtung tatsächlich einfach durch den ersten Kontakt zum Clickertraining. Zum einen ist der Ansatz des Clickertrainings oft sehr weit entfernt von den traditionellen Vorgehensweisen der Pferdeausbildung.

Seriöse Trainingsform?

 

Und zum anderen tragen ungewohnte Ausrüstungsgegenstände wie eine Fliegenklatsche in Blümchenform als Target wie ich sie gerne verwende oder eine Fußmatte als Platz für das Pferd eventuell nicht gerade dazu bei, das Clickertraining als seriöse, durchdachte Methode auf den ersten Blick erfassen zu können.

Pausenlose Futtergabe

 

Nur zu oft ist gerade bei der Beobachtung selbst ungeübter Clickeranhänger*innen das Hauptfazit, dass Clickertraining primär durch die fast pausenlose, wahllose Leckerligabe gekennzeichnet ist, das Pferd keine zwei Sekunden mehr ohne irgend eine Bestätigung auskommt, unhöflich in den Taschen wühlt oder banale Aufgaben wie Pylone umschmeissen ausführt. Sicher übertreibe ich bewusst ein wenig, jedoch denke ich, wird so klarer, dass Menschen, die noch nie einen professionellen Zugang zu der Methode erlebt haben, auf diesem Wege vermutlich nicht unbedingt auf den Gedanken kommen es einmal selbst auszuprobieren.

Wattebausch-Werfen

 

Zudem erscheint es gerade für Einsteiger*innen oft so, dass keine Möglichkeiten bestehen, sich durchzusetzen, eigene Ziele deutlich zu machen oder das Pferd aktiv zu begrenzen, sodass sich das abfällig Wattebausch-Werfen als Missbilligung deutlich wird. Vielen Menschen, die zunächst mit dem Thema positive Verstärkung nichts anfangen können, fehlt es bei vielerlei Punkten an entsprechenden Eingeständnissen der Befürworter*innen.

Leckerli-Stopfen

 

So mangelt es ihnen häufig an Ernsthaftigkeit, oder daran dass offen zugegeben wird, dass es nicht mit dem großzügigen Füttern von Leckerlis getan ist um ein Pferd zu erziehen. Oder daran, dass von den Clickeranhänger*innen eingeräumt wird, dass es durchaus gefährliche Situationen mit diesen großen Tieren gibt, die irgendwie gemanagt werden müssen. Mit der reinen Ablehnung jeglicher Form der Gewalt ohne der Nennung alternativer Möglichkeiten und dem selbstkritischen Umgang mit den Grenzen der eigenen Methode werden wir vermutlich weiter als realitätsblinde Traumtänzer*innen angesehen werden.

Neutralität versus Authentizität

 

Gerade der Vorwurf der Neutralität ist ein Aspekt, der näher betrachtet werden sollte. Ist es nicht ein häufig angeführter Grund den Click als neutrales Geräusch zu wählen um unabhängig von der eigenen Stimmung ein klares Markersignal geben zu können? Und ist es nicht gerade auch bei Clickeranfänger*innen oft so, dass sie genug mit der Koordination von Timing, Target und Leckerligabe zu tun haben, dass sie eben nicht in ihrem authentischen Selbst sind und eher gespannt und neutral erscheinen?

Wo bleibt der Spaß?

 

Sicher ist all das kein allgemeingültiges Kennzeichen eines*einer jeden Clickertrainer*in, der Eindruck entsteht allerdings gar nicht so selten. Gerade auch wenn Pferde trainiert werden, selbstständig abstrakte Aufgaben zu durchlaufen, ein ganz bestimmtes Handzeichen erkennen zu können oder in einer unbequemen Position verharren, entsteht nur zu leicht der Eindruck eines fast teilnahmslosen Menschen. Manchmal tatsächlich auch der eines emotionslosen.

Was ist gutes Clickertraining? Nur mit dem Herzen wird gut trainiert.

So wenig wie Malen nach Zahlen mit kreativer Kunst zu tun hat, oder Vokabeln lernen mit freier Konversation im Urlaubsland zu vergleichen ist. Viele Empfinden das strukturierte, reglementierte Vorgehen vieler Clickertrainer*innen wie eine Beschneidung der Freiheit, Fröhlichkeit und Spielfreude.

Die Freude im Keim ersticken

 

Es erscheint als würde man Kindern nur erlauben Lego nach Anleitung zu bauen, ohne Erlaubnis das Erschaffene auch wieder zu zerstören und neu zu konstruieren. Dadurch wird es eine langweilige, durchgetacktete Sache, die jeglichen eigenen Impuls unterdrückt und die Lebensfreude automatisiert oder den Vorgang mechanisiert.

Steriles Training?

 

Tatsächlich erscheint das Tiertraining verschiedener Profitrainer*innen extrem steril. Bewusst nehmen sie die Rolle als neutrale Beobachter*in der Situation ein, handeln streng nach vorher definierten Trainingsprinzipien und durchdachten Trainingsplänen. Freiräume sind oft im Sinne des schnellen Erreichen konkreter Ergebnisse weder vorgesehen noch erwünscht.

Fragen, Fragen, Fragen…

 

Auch aus diesem Grund ist es für mich persönlich nötig, sich selbst immer wieder die Frage zu stellen. In welchen Bereichen soll tatsächlich etwas erarbeitet werden? Ist eine konkrete Lernaufgabe nötig für die Sicherheit von Mensch und Tier? Wann gibt es Raum für freies Spiel? Welche Phase kann dem schlichten Zusammensein ohne konkretes Handeln gewidmet werden? Und wie können diese Phasen vom Pferd unterschieden werden?

Fühlt ihr euch auch angesprochen? Hört auf euer Herz! Marlitt

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AUTHOR: Conny & Marlitt