Den Neustart zelebrieren

Seit Hermann Hesse uns in seinem wunderbaren Gedicht „Stufen“ mit dem Satz „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“…“ verzaubert hat, wissen wir um die Besonderheit und Kostbarkeit eines jeden Anfangs. Jeder Beginn von etwas gibt uns die Chance mit unserer ganzen Freude und Energie das wahrhaft „zauberhafte“ eben dieser speziellen Sache zu entdecken. Denn letztlich erfährt nur wer sich wirklich intensiv mit einer Sache beschäftigt und sich total auf den Weg einlässt und erlebt, die vollkommene Bedeutung dieser Sache. Leider sind wir Pferdeleute wie viele andere Menschen auch in unserer hektischen Alltagswelt oft darauf gepolt sofort zum Ziel zu kommen. Und so geschieht es sehr häufig, dass wir oft genug sowohl uns wie auch unseren Pferden die Chance nehmen etwas Neues zu entdecken, dieses ganz und gar zu erfassen und die Schönheit darin zu entdecken.

Die Schönheit der Basisarbeit

Gerade in Bezug auf das Reiten erscheint es mir, dass so viele einen Wettlauf mit der Zeit führen und ohne den eigentlichen Sinn hinter einzelnen Lektionen zu erfassen oder diesen reiterlich gewachsen zu sein, von einem Highlight zum nächsten hetzten und so ihre Pferde überfordern. Plötzlich reicht es nicht mehr einfach „nur“ gut in den Grundgangarten zu reiten und ein altergemäß gut bemuskeltes Freiezeitpferd zu haben. Da muss es schon eine Piaffe oder Passage oder doch bitte wenigstens eine Zickzack-Traversale sein. Es scheint, dass diese Lektionen, egal wie schlecht sie denn dann schlussendlich ausgeführt sind, dem Reiter oft genug ein Gefühl von Können und Überlegenheit anderen gegenüber verschaffen. Durch einen geschickten Blickwinkel, ein nettes historisches Kostüm oder einen spektakulären Hintergrund springt darüber hinaus oft genug ein hübsches Foto dabei raus. So gesehen lohnt es sich offenbar immer noch viel zu sehr die Basisarbeit zu überspringen.

Die Schönheit des Moments

Dabei wird ein Reitpferd seine wahre Schönheit und Vollkommenheit nicht erst in den fortgeschrittenen Dressurlektionen entwickeln, sondern sie wird sich durchaus in jedem einzelnen mit Achtsamkeit und Bedacht ausgeführten Ausbildungsschritt zeigen. Es entwickeln sich so etwa bei der allerersten Zirkelarbeit oder einem schönen Galopp in Dehnungshaltung ein Gefühl für die Bewegungsmöglichkeiten des Pferdes und seine natürliche Eleganz.

Diese überhaupt zu entdecken und zu teilen ist für mich der Zauber der Reiterei generell.

Wer versucht diesen Zauber auf der Überholspur irgendwann nebenbei einzufangen wird vermutlich enttäuscht werden. Das Pferd kann nur vom Leichten zum Schwierigen lernen und nicht umgekehrt, es kann seinen Körper erst dann sinnvoll einsetzen, wenn dafür muskuläre Grundlagen geschaffen wurden. Und so denke ich dass es an der Zeit ist wieder mehr Bilder von ganz „gewöhnlichen“, aber durch ihre Vollkommenheit und Natürlichkeit doch so zauberhaften Momente von Pferd und Reiter in Harmonie zu verbreiten.

Be the change,  Yours Marlitt

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Marlitt Wendt

Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist nun die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.