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RPlus | Freiarbeit entdecken – Video 1
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Bewegungsenergie entsteht in Bewegung

 

Bewegung ist nicht nur ein Fortbewegungsaspekt. Pferde bewegen sich ebenso wie Menschen nicht nur um mehr oder weniger schnell von A nach B zu kommen, sondern drücken ihre Gefühle in ihrer Körpersprache und in der Art ihrer Bewegung aus. Der Ursprung des Wortes Emotion leitet sich sogar vom lateinischen Begriff emovere = bewegen ab. Letztlich wird eine von uns gar nicht offensichtlich wahrnehmbare Bewegung auch immer einen Ursprung in ihren mitschwingenden Emotionen haben. Um in einen direkten Kontakt zur Seele des Pferdes zu treten und auf einer Gefühlsebene zu kommunizieren bietet sich die echte Freiarbeit an. Vollblutaraberstute Salima und ihr Herzensmensch Lea zeigen den Weg der Stute nach der Trächtigkeit und Fohlenzeit zurück in die gemeinsame Freizeit.

Untertitel auf Deutsch und Englisch verfügbar

A vision of freedom

Aspekte der Freiheit

 

In unserem Sonderthema „A vision of freedom“ geht es darum, eine Traumvorstellung zu entwickeln. Was möchte ich gerne gemeinsam mit meinem Pferd machen? Wie möchte ich unsere Zeit kreativ gestalten? Wie kann die schönste Version von uns beiden aussehen? Was sind das eigentlich für Bewegungsmuster, die uns Freude bereiten könnten und uns faszinieren? Salima ist als Vollblutaraber ein sehr bewegliches Pferd. Ihr fällt es es relativ leicht zwischen sehr unterschiedlichen Bewegungsmustern zu wechseln und ihr Energielevel sehr präzise anzupassen.

Die Rolle der klassischen Konditionierung

 

RPlus bedeutet nicht nur Clickertraining. Für mich persönlich ist es in der Ausbildung sehr wichtig sich immer Gedanken darüber zu machen, was ich gerade genau erreichen möchte. Wenn ich ein eng begrenztes, genau definierbares Verhalten trainieren möchte, dann arbeite ich mit präzisem Click und Futter. Möchte ich mehr am Gesamtbild arbeiten, die Stimmung der Tiere aufnehmen und Raum für Kreativität schaffen, dann arbeite ich mit beiläufigem Füttern ohne Markersignal. Voraussetzung dafür ist ein Pferd, welches keinen Futterstress empfindet und nicht noch im Stadium des Höflichkeitstrainings verweilt. Obwohl natürlich immer beide Trainingsebenen in der Realität gleichzeitig ablaufen, entscheide ich mich innerlich bereits dafür entweder den Fokus auf den operanten Modus zu lenken und das Pferd mit Click und Futter auf kleinste Details aufmerksam zu machen oder ich agiere mehr im Modus der klassischen Konditionierung und belege Augenblicke, Haltungen und Bewegungen direkt ohne Markersignal mit Futter. Auf die Vor- und Nachteile der beiden Varianten, die für mich immer ineinandergreifen werde ich an anderer Stelle in RPlus noch einmal zurückkommen. Hier soll es nur ein Beispiel dafür sein, wie klassische Konditionierung die Stimmung sanft lenkt und so Bewegungsenergie entstehen lässt.

Freie Wahl der Methoden

 

Für mich bedeutet diese Freiheit der Methodenwahl, dass man nicht unbedingt versuchen muss permanent die genaue Abfolge der einzelnen Bewegungselemente exakt zu imitieren. In erster Näherung geht es mir um die Weite der eigenen Schritte und darum wie hoch ich die Füße vom Boden bewege. Eine geschmeidige Bewegung und eine für beide Seiten angenehme Distanz zueinander vereinfacht den Einstieg in die Freiarbeit enorm.

Belegen einer Gesamtsituation

 

Die Beiläufigkeit der Belohnungen führt bei dieser Art des Trainings meiner Erfahrung nach sehr schnell dazu, dass sich das Pferd eben nicht wie beim Clickertraining mit einem Markersignal bewusst darüber ist, dass es in einem Handlungsmodus ist und ein „Rätsel“ lösen soll. Es bleibt im unbewussten Modus und agiert stärker aus sich selbst heraus. Je mehr man beide Trainingsansätze bewusst miteinander kombiniert, desto mehr kann man die Vorteile beider Vorgehensweisen für sich nutzen. Bei dem Beispiel im Video geht es um die freie Entfaltung der Bewegungsenergie und nicht um das Training eines eng umgrenzten Verhaltens, hier beschäftigen wir uns mit dem Ausleben des Miteinanders, nicht um die Präzision des Tuns. Daher sind für uns Details in der Ausführung zunächst nicht relevant. In diesem Stadium würde ein Markern und Reinclicken das Pferd in der Regel aus seinem intuitiven Zustand katapultieren und es zu sehr in eine von uns vorherbestimmte Richtung lenken.

Ideen des Pferdes aufgreifen

 

Indem Lea in der Trainingseinheit im Video zunächst längere Zeit das Traben mit beiläufigem Füttern positiv belegt hat, kommt irgendwann von Salima selbst der Vorschlag zu galoppieren. Wäre man in einer eng strukturierten Clickersession, so wäre es die Frage ob man dieses Verhalten clicken könnte, da ja zuvor nicht das Galopp-Signal gegeben wurde. Arbeiten wir aber auf der Ebene der klassischen Konditionierung, so können wir Salimas Idee einfach aufgreifen und im Galopp ebenso weiterarbeiten wie im Trab ohne sie mit der Detailfrage zu konfrontieren, ob es nun eigentlich ein genaues Signal für das Galoppieren geben und welches genau das eigentlich sein sollte.

Präzision als Kontrast

 

Zwischen den beiläufigen Sessions in denen wir uns gedanklich mehr auf die klassische Konditionierung einstellen, kann man bei geübten Pferden wie Salima Lektionen abfragen, bei denen wir an klaren Details arbeiten und bei denen wir uns ganz klar im operanten Modus bewegen, und deswegen mit präzisem Click und exaktem Futterlob arbeiten.

Mentale Pause

 

Gewissermaßen kann man sich die Abschnitte der Arbeit, in denen wir beiläufig arbeiten, also mehr auf der Ebene der klassischen Konditionierung agieren, als eine Art mentale Pause vorstellen. Wir trainieren immer, es geht gar nicht, dass ein Pferd nichts aus einer Situation lernt. Unterbewusst wird Salima auch in diesen Sessions viele Informationen mitnehmen. Dadurch, dass wir aber versuchen ihr die Sache gar nicht großartig bewusst werden zu lassen, muss sie sich überhaupt nicht konzentrieren, sie lernt beiläufig, ohne dass sie sich kognitiv sonderlich anstrengen muss. Für mich gibt es daher sowohl körperliche Pausen, bei denen ich wirklich mit dem Pferd in Ruhe verweile als auch mentale Pausen, bei denen sie ihre fokussierte Konzentration komplett runterfahren können. Sie sind dann gewissermaßen nicht „on fire“, sondern in einem intuitiven Geisteszustand, der für die Lust an Kreativität, Spiel und Eigeninitiative für mich essentiell wichtig ist.

Freut euch auf den nächsten Beitrag zur „Vision of freedom“ Marlitt

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AUTHOR: Marlitt Wendt