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RPlus | Geheimnisse professioneller Tiertrainer*innen
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Was wir Pferdemenschen von Delfintrainer*innen lernen können

 

Schauen wir uns einmal in der Tierwelt um, so werden wir feststellen, dass es Tiertrainer*innen gibt, die ihren Schützlingen hochkomplexe Verhaltensweisen beibringen, ohne diese unter Druck zu setzen oder zu einer Handlung zu zwingen. Ein*e Delfintrainer*in hat nicht die Möglichkeit das Tier zu unterdrücken, er*sie muss nach den Lerngesetzen agieren, um die vielen faszinierenden Tricks beizubringen. Ebenso wird auch ein*e Trainer*in, der*die seine Minensuchratte ausbildet, damit sie auf einem Minenfeld in Afrika zuverlässig die Standorte von Landminen anzeigt, in seinem*ihrem Übungsaufbau sehr gewissenhaft vorgehen müssen, da sein*ihr Leben buchstäblich vom Verständnis der Ratte abhängt und von ihrer Bereitschaft zu kooperieren. Wir Pferdefreund*innen hinken noch gewaltig hinterher, wenn es um die Beachtung der Lerngesetze und die Wahrung höherer ethischer Standards geht. Daher erscheint die Effizienz des Pferdetrainings häufig unterhalb der tatsächlichen kognitiven Fähigkeiten der Pferde zu bleiben.

Wie Profis arbeiten

 

Professionelle Tiertrainer*innen sehen in ihrer Arbeit nicht nur die aktuelle Lektion und die Verfeinerung dieser Aufgabe, sondern sie sehen sich selbst als eine Art Coach des Pferdes. Sie sind es, die für den Erfolg, aber genauso für den Misserfolg des Pferdetrainings verantwortlich sind und unterlassen daher Schuldzuweisungen auf das Pferd, die Umstände oder andere Leute. Sie versuchen, sämtliche Lernbedingungen so zu steuern, dass das Pferd motiviert wird mitzumachen. Was der*die Trainer*in macht wird zum Erstrebenswertesten Tun für das Tier.

SECRET – Ein Gedankenmodell

 

Der berühmte Tiertrainer Steve Martin prägte als Übersicht über die verschiedenen wichtigen Grundsätze guten Tiertrainings den sogenannten SECRET-Gedanken. Jeder Buchstabe des Wortes SECRET (für Geheimnis) steht dabei für einen wichtigen Baustein eines effizienten Tiertrainings. Alle Bausteine stehen miteinander in Wechselwirkung und sind gleich wichtig. Das sind die Bausteine:

S wie Science oder Wissenschaft

 

Auf unser Pferd bezogen bedeutet dieser Baustein, dass Pferdetrainer*innen immer dann die besten Ergebnisse erzielen werden, wenn sie die Erkenntnisse der Lernbiologie, der Verhaltensforschung und der Psychologie berücksichtigen. Diese Erkenntnisse spiegeln sich in modernen Tiertrainingsmethoden wie der Pferdeausbildung mit positiver Verstärkung.

E wie Empowerment oder Berechtigung/Achtung

 

Gerade dieser Baustein ist ein häufig unterschätzter Aspekt. Tiere arbeiten immer dann besonders zuverlässig, wenn sie von ihrem*ihrer Trainer*in bewusst dazu angeleitet werden, Einfluss auf ihr Wohlbefinden zu nehmen und Situation, Lerngeschwindigkeit und Kommunikation steuern zu können. Der*Die Trainer*in überlässt dem Tier bewusst die freie Wahl mitzuarbeiten oder aber auch sich zurückzuziehen oder gar auszuweichen. Pferde schöpfen auf diesem Wege Vertrauen in ihren Menschen, da sie merken, dass nicht über sie bestimmt wird.

C wie Communication oder Kommunikation

 

Kommunikation bedeutet der Austausch von Meinungen, Befindlichkeiten oder Absichten. Nur wer zum einen in der Lage ist zu lesen, wie sich das Pferd fühlt und zum anderen in der Lage ist sich selbst klar mitzuteilen, wird eine erfolgreiche Ausbildung verfolgen können. Dabei ist es insbesondere wichtig, die Antworten und Rückmeldungen des Pferdes nicht nur wahrzunehmen, sondern auch wertzuschätzen und in die eigenen Handlungen einfließen zu lassen. So kann Stress vermieden werden und das Pferd sich im Training wohlfühlen.

R wie Respect oder Respekt

 

Jede*r Pferdetrainer*in sollte Respekt vor den Erfahrungen und der Lebensgeschichte des Pferdes haben. Jedes Verhalten hat seine Ursache, erwünschtes Verhalten ebenso wie unerwünschtes oder gar Problemverhalten. Respektvolles Pferdetraining bedeutet auch sich auf die Bedürfnisse des Pferdes einzustellen und Mangelsituationen auf den Grund zu gehen.

E wie Enrichment oder Bereicherung

 

Bevor überhaupt an konkreten Situationen gearbeitet werden kann, muss der Lebensraum des Pferdes so weit wie möglich optimiert werden. Nur ein gesundes, gut gehalten und ernährtes Pferd ist überhaupt in der Lage positiv zu lernen. Die Lebensbedingungen des Pferdes können auch über Ansprache, Abwechslung und geistige Förderung bereichert werden.

T wie Trust oder Vertrauen

 

Erst wenn das Pferd vertrauensvoll unsere Nähe sucht, sich anfassen lässt und mit uns zusammen Freude und Entspannung zeigt, ist die Grundlage für effektives Pferdetraining geschaffen.

Voraussetzungen zum Lernen schaffen

 

Sind einmal die Elemente des SECRET-Gedankens berücksichtigt, also die Voraussetzungen für ein hohes Lernvermögen beim Pferd geschaffen, so kann der*die Pferdetrainer*in sich auf die eigentlichen konkreten Lernsituationen konzentrieren. Machen wir uns auf den Weg und lernen von den professionellen Tiertrainer*innen und lasst uns mal von den Richtlinien lernen, die diese anwenden, um besonders erfolgreich zu trainieren.

Neun grundlegende Tiertrainer*innen-Regeln

 

  1. Wichtig ist es das Zielverhalten in möglichst viele kleinste Zwischenschritte zu gliedern, die einzeln erarbeitet werden.
  2. Wir achten sehr genau auf unser Timing, sind reaktionsschnell in unserer Rückmeldung, in der Markierung der Fortschritte und der Gabe der Belohnungen. Pferde lernen immer dann am leichtesten, wenn die Rückmeldung zu ihrem Verhalten gleichzeitig oder höchstens zwei Sekunden später eintritt.
  3. Wir wissen, wie wir unser Pferd motivieren können. Nicht jedes Pferd benötigt in jeder Situation die gleiche Form der Belohnung. Nur wer es beherrscht, mit unterschiedlichen Belohnungen und Belohnungsmustern umzugehen, wird erfolgreich mit seinem Pferd kommunizieren können.
  4. Wir sind uns unserer eigenen Körpersprache und der des Pferdes bewusst und können diese gewinnbringend berücksichtigen. Dabei befinden wir uns mit unserer Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt und sind in der Lage, Ablenkungen von außen auszublenden.
  5. Wir beachten die Einhaltung von Pausen als wichtige Phasen der Entspannung für Mensch und Tier.
  6. Wir nehmen Rücksicht auf das Lernniveau unseres Pferdes und auf seine wechselnde Tagesform.
  7. Wir haben ein klares Trainingsziel und eine detaillierte innere Vorstellung von dem, was wir konkret tun möchten. Dies bedeutet dennoch nicht, dass wir das Ziel unbedingt innerhalb einer bestimmten Zeitspanne verwirklichen müssen, sondern der Weg zu diesem Endpunkt sollte für uns und unser Pferd eine sich selbst belohnende Aktivität darstellen.
  8. Wir vertrauen auf unsere angeborene Intuition und sind bemüht, uns auf eine emotionale Verbindung zu unserem Pferd einzulassen, um minimale Stimmungsveränderungen wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren.
  9. Wir ignorieren unerwünschtes Verhalten, vermeiden Strafen und konzentrieren uns auf das angemessene Lob.

aus „Pferdsein reloaded“

Viel Spaß euch allen beim Aufpolieren eurer Kenntnisse, Marlitt

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Marlitt Wendt

 

 

Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist nun die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.

Conny Ranz

 

 

Ich bin Pferdefotografin und Grenzgängerin. Mit meiner Kamera bewege ich mich zwischen den Welten. Zwischen Tier und Mensch, zwischen Traum und Realität. Pferde ihrer Natur entsprechend in ihrer ganzen Persönlichkeit zu zeigen, begeistert mich damals wie heute. Dazu bin ich unter anderem europaweit auf den Spuren der Wildpferde unterwegs. Diese Begegnungen erwecken stets den Mut zur Freiheit in mir. Mit meinen Bildern durfte ich bereits an einigen Buchprojekten namhafter Verlage sowie in diversen Pferdemagazinen mitwirken. Vor allem aber verleihe ich damit unserem gemeinsamen Herzensprojekt RPlus aus vollster Überzeugung Flügel.

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AUTHOR: Marlitt Wendt