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RPlus | Pferdetraining und intrinsische Motivation
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Entdeckung der intrinsischen Motivation

 

Nur ein glückliches Pferd wird Eigeninitiative entwickeln, kreativ werden und in sich selbst ruhen ohne Angst zu haben Fehler zu machen. Intrinsische Motivation, also Motivation, die von innen her kommt und aus der Persönlichkeit des Pferdes selbst heraus entsteht, ist eine Form der Handlungsbereitschaft, die nachhaltig große Erfolge und viel Freude am gemeinsamen Tun verspricht. Ein solches wirklich ehrlich motiviertes Pferd ist mit Feuer und Flamme bei der Sache, es kommuniziert und kooperiert aus freien Stücken mit uns, weil die Sache an sich interessant erscheint.

Woher kommt der innere Antrieb?

 

Intrinsische Motivation entsteht immer dann, wenn Pferde sich wohlfühlen, wenn sie viel gelobt werden, Belohnungen für ihr Handeln erhalten und ihre Umwelt selbst aktiv entdecken dürfen. Sie ist sozusagen die logische Folge einer positiven Pferdeausbildung. Kein Pferd wird „von Natur aus“ einen inneren Antrieb, ein eigenes Verständnis für die Notwendigkeit einer Wurmkur haben oder von sich aus Freude am Schweifwaschen entwickeln. Erst wenn wir die extrinsische Motivation nutzen, also mit Belohnungen arbeiten, unsere Trainingsaufgaben kleinschrittig erklären und uns an den äußeren Anzeichen für Freude beim Pferd orientieren, wird das Pferd nach und nach generell motiviert sein, gerne mit uns etwas zusammen zu machen. Dann wird es irgendwann egal, ob wir Bodenarbeit machen oder spazieren gehen, allein das Zusammensein mit uns ist zu einem inneren Motivator an sich geworden.

Was motiviert mein Pferd?

 

Warum und wofür arbeitet das Pferd überhaupt mit uns zusammen? Wollen wir eine bestimmte Handlung, also eine definierte Verhaltensweise trainieren, dann müssen wir wissen, dass die Ausführung immer von den Konsequenzen gesteuert wird. Das Pferd wird ein Verhalten immer dann schnell lernen und gleichzeitig gerne freiwillig ausführen, wenn es sich eine positive Konsequenz davon verspricht. Etwa weil es sich eine Belohnung verspricht, da es im Verlauf des Trainingsprozesses erfahren hat, dass es sich bereits einmal gelohnt hat mitzuarbeiten. Verhalten was sich bereits einmal gelohnt hat, wird ganz allgemein im lerntheoretischen Sinne gesprochen in der Folge immer häufiger gezeigt.

Die Trainingshistorie

 

Das heißt also, das Pferd wird erst einmal eine Handlung häufiger ausführen, wenn sich sein Verhalten bereits ein- oder mehrfach in der Vergangenheit gelohnt hat und es wird diese seltener zeigen, wenn sich das Verhalten nicht gelohnt oder ihm sogar geschadet hat. Der Outcome, also das was unterm Strich für das Pferd bei einer Handlung herausspringt, bestimmt die Wahrscheinlichkeit mit der ein Pferd diese Verhaltensweise in Zukunft zeigen wird. Die Motivation hängt also in erster Linie ganz eng mit der Bedeutung einer Verhaltensweise, seinem „Wert“ in Bezug auf das zu erwartende Resultat und den dadurch an diese Handlung gekoppelten positiven oder negativen Empfindungen ab. Pferde lernen natürlich sowohl über ihren eigenen Erfolg, also über Belohnungen und Lob ebenso wie über das Erleben negativer Reize in den weitverbreiteten Druckstufensystemen. Der Unterschied liegt jedoch in der Art der resultierenden Motivation. Während an eine über positive Verstärkung erlernten Verhaltensweise positive Gefühle wie Freude gekoppelt sind, sind an einen Lernweg über negative Verstärkung eher Gefühle der Erleichterung oder Entlastung geknüpft.

Was hat nun Belohnungslernen mit intrinsischer Motivation zu tun?

 

Eine Belohnung ist natürlich immer ein Anreiz der von außen kommt, also ein extrinsischer Motivator. Geben wir also nun beispielsweise immer ein Leckerli wenn unser Pferd nett neben uns antrabt, so wird es das Antraben verinnerlichen und gerne zeigen, weil es eine Futterbelohnung erwartet. Auf der Trickebene funktioniert es sehr gut mit solchen Energieboosts zu arbeiten. Will man aber die generelle Arbeitseinstellung des Pferdes verbessern, also wirkliche Freude am gemeinsamen Tun und damit die intrinsische Motivation stärken, so ist das punktuelle Lob nur ein Vehikel. Die gesamten vorherrschenden Lebensumstände bestimmen den Grad der Bereitschaft und der Neugier sich auf das Training einzulassen, ebenso wie die Form des Umgangs bei der Erarbeitung ganz konkreter Lerninhalte. Als Leitsatz gilt daher: Je wohler sich das Pferd mit sich selbst, seiner Umgebung und mit uns fühlt, desto bereitwilliger wird es sich aktiv mit uns zusammen neuen Herausforderungen stellen.

Sei selbst begeistert!

 

Begeisterung ist hochgradig ansteckend und überträgt sich direkt vom Menschen aufs Pferd und umgekehrt. Es kommt zu einer Stimmungsübertragung, wenn das Pferd unsere ehrliche Liebe und Zuneigung spürt. Vor allem immer dann wenn wir es liebevoll ansehen, selbst den Moment schätzen und nicht zu viel auf einmal wollen. Pferde spüren unsere authentische Freude am Tun sofort und lassen sich dadurch sehr gut motivieren. Schafft es der Mensch das Lernumfeld positiv zu gestalten und sowohl eine freundliche Kommunikation zu pflegen wie auch stets die Bemühungen des*der Trainingspartner*in positiv zu verstärken, so ergibt sich für das Pferd eine große Vorhersehbarkeit. Unsere Message ist dabei: Wir wollen gemeinsam Spaß haben und wir erfreuen uns dabei miteinander an unseren Erfolgen.

Schaffe dem Pferd Erfolgserlebnisse!

 

Erfolg motiviert und er beflügelt das Pferd. Wie bereits erwähnt, wird das Pferd immer dann besonders aktiv, wenn es sich aus seiner Sicht lohnt. Damit wir möglichst viele Erfolgserlebnisse auf dem Trainingsweg schaffen können, ist es hilfreich kleinschrittig zu arbeiten. Wer zu große Schritte erwartet, wird das Pferd demotivieren. Wer häufig lobt und sich schon an minimalen Fortschritten, kleinsten Bewegungsmustern oder dem schlichten Hinwenden des Pferdes erfreuen kann, der gibt dem Pferd viele, viele positive Rückmeldungen und zahlt so bildlich gesprochen auf das Konto der späteren intrinsischen Motivation ein.

Gib‘ dem Pferd Verantwortung!

 

Pferde wachsen über sich selbst hinaus wenn sie selbstwirksam handeln können. Immer dann wenn sie erleben, dass sie das Geschehen aktiv beeinflussen können, eigene Entscheidungen treffen können und sich so wichtig fühlen können, werden sie stolz auf das Erreichte sein und mehr und mehr selbstständig anbieten. Es kann also sehr hilfreich sein auf einem Ausritt an einer Wegkreuzung auch das Pferd zu fragen, wohin es denn gehen möchte. Es wird so in Entscheidungen mit einbezogen und selbstständiger und aktiver.

Tatsächlich sinnlos?

 

Wir können auch diverse scheinbar „sinnlose“ Tricks mit unserem Pferd erarbeiten, um ihm zu zeigen, dass es sich ausleben darf, ohne von uns ständig berichtigt zu werden. Wir loben und belohnen unser Pferd also etwa immer dann wenn es sich mit einem bestimmten Gegenstand beschäftigt, einen Ball berührt oder einer Plastikplane folgt. Zunächst belohnen wir wirklich ausnahmslos jede einzelne Berührung und Bewegung des Pferdes. Nach und nach belohnt man etwas seltener. Hat man einmal einen gewissen Punkt überschritten, ist eine ständige erneute Belohnung des Pferdes gar nicht mehr nötig. Es handelt dann rein aufgrund seiner eigenen inneren Freude am gemeinsamen Tun.

Außen wie innen

 

Aus einer extrinsischen Motivation über positive Verstärkung entsteht so eine intrinsische Motivation, die wiederum das Selbstbewusstsein des Pferdes steigert. Aufgaben werden dabei um ihrer selbst willen gelöst und nicht mehr weil es dafür eine direkte Rückmeldung des Menschen gibt. Der für mich wichtigste Punkt für eine glückliche Beziehung zwischen Pferd und Mensch liegt letztlich in der Einstellung des Menschen. Nur wer seinem Pferd wirklich emotional zugeneigt ist und es in seiner Einzigartigkeit wahrnehmen kann, wird diese Zuneigung auch vermitteln können. Das Glück des Pferdes ist insofern auch davon abhängig in wie weit wir es schaffen, unser Pferd vorbehaltlos zu lieben und es in seinen Stärken und Schwächen wahrzunehmen. Ein Pferd braucht wie wir Menschen das Gefühl wirklich wahrgenommen zu werden und nicht nur an seinen Leistungen oder seiner Schönheit gemessen zu werden. Das Glück von beiden Seiten entsteht einfach dort, wo keiner eigene Erwartungen auf den anderen überträgt, sondern an einem echten Miteinander interessiert ist.

Strahlt mit euren Pferden um die Wette, Marlitt

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Marlitt Wendt

 

 

Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist nun die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.

Conny Ranz

 

 

Ich bin Pferdefotografin und Grenzgängerin. Mit meiner Kamera bewege ich mich zwischen den Welten. Zwischen Tier und Mensch, zwischen Traum und Realität. Pferde ihrer Natur entsprechend in ihrer ganzen Persönlichkeit zu zeigen, begeistert mich damals wie heute. Dazu bin ich unter anderem europaweit auf den Spuren der Wildpferde unterwegs. Diese Begegnungen erwecken stets den Mut zur Freiheit in mir. Mit meinen Bildern durfte ich bereits an einigen Buchprojekten namhafter Verlage sowie in diversen Pferdemagazinen mitwirken. Vor allem aber verleihe ich damit unserem gemeinsamen Herzensprojekt RPlus aus vollster Überzeugung Flügel.

AUTHOR: Marlitt Wendt