Lernen hinterlässt Spuren im Pferdegehirn
Erfahrung bedeutet Veränderung
Das Pferdegehirn ist wie auch das menschliche Pendant ein ungeheures, hochspezialisiertes Instrument, welches in seinen vielen Strukturen, Mechanismen und Funktionen in der Natur einzigartig ist. Dabei gleicht kein Pferdegehirn einem anderen komplett. Jedes Gehirn entwickelt sich im Laufe des Lebens durch die Erfahrungen und Erlebnisse zu einem ganz individuellen Organ. Ebenso wie das Gehirn eines Klaviervirtuosen nach vielen Jahrzehnten des Übens besondere Fähigkeiten in den Bereichen der Handkoordination, aber auch des Hörvermögens oder der Taktempfindung ausbildet, spiegeln sich auch im Gehirn des Pferdes seine Lebenserfahrung und seine Talente ebenso wie seine Traumata. Die Fähigkeit, dass sich die einzelnen Nervenzellen individuell vernetzen können, dass sie Synapsen bilden oder ganze Hirnareale veränderbar sind nennt der Biologe neuronale oder synaptische Plastizität.
Das Gehirn verändert sich ständig
Das Gehirn ist also ein plastisches Gebilde und verändert seine Strukturen und Funktionsbereiche ein Leben lang je nachdem, welche Bereiche wie stark stimuliert werden. Ein gleicher Reiz wird also niemals ein immer gleiches Ergebnis zur Folge haben. Man kann also auch hirnanatomisch nicht davon ausgehen, dass bei scheinbar gleichem Vorgehen, der Wahl derselben Trainingsmethode, dem übereinstimmenden Ablauf und der Häufigkeit der Wiederholungen dasselbe Ergebnis hervorgerufen wird. Jedes Pferd erlernt Verhaltensweisen besonders gut, die es mit positiven Vorerfahrungen verknüpfen kann, da die Hirnstruktur bereits für diese angenehmen Lernerfahrungen im Laufe der Zeit ausgeformt wurde.
Multisensorisches Lernen
Je nachdem welche Ziele wir nun verfolgen möchten, kann es sinnvoll sein, das Pferd quasi zu einem Experten für einen bestimmten Aufgabenbereich zu machen, oder aber seine „Allgemeinbildung“ zu fördern und vielfältige positive Lernerfahrungen zu ermöglichen. Heute wissen wir aus der Hirnforschung des Menschen, dass das multisensorische Lernen besonders effektiv ist. Davon spricht man immer dann, wenn möglichst verschiedene Sinne in den Lernprozess mit einbezogen werden. Immer wenn mehrere Sinneseindrücke diesen Prozess begleiten, können sich die Nervenzellen besonders gut miteinander vernetzen. Bildlich gesprochen hinterlässt jede multisensorische Lernerfahrung ein wahres Netzwerk aus neuronalen Spuren im Pferdegehirn. Alles was uns mit unserem Pferd bei unserer gemeinsamen Beschäftigung widerfährt, beeinflusst so den Wert der Erinnerungen.
Ganz viel Freude beim Entdecken, Marlitt
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Marlitt Wendt
Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist nun die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.
Conny Ranz
Ich bin Pferdefotografin und Grenzgängerin. Mit meiner Kamera bewege ich mich zwischen den Welten. Zwischen Tier und Mensch, zwischen Traum und Realität. Pferde ihrer Natur entsprechend in ihrer ganzen Persönlichkeit zu zeigen, begeistert mich damals wie heute. Dazu bin ich unter anderem europaweit auf den Spuren der Wildpferde unterwegs. Diese Begegnungen erwecken stets den Mut zur Freiheit in mir. Mit meinen Bildern durfte ich bereits an einigen Buchprojekten namhafter Verlage sowie in diversen Pferdemagazinen mitwirken. Vor allem aber verleihe ich damit unserem gemeinsamen Herzensprojekt RPlus aus vollster Überzeugung Flügel.