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RPlus | Praktisches Targettraining
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Ein Target weist die Richtung des Verhaltens

 

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten des Pferdetrainings. Neben dem Shaping und der positiven Verstärkung von erwünschtem Verhalten, können wir unserem Pferd bei der Erarbeitung neuer Lektionen helfen, indem wir mit Targets trainieren. Diese unterschiedlichen Zielobjekte geben dem Pferd wichtige Hinweise, in welche Richtung der Körper ausgerichtet werden soll. Dabei werden gerade bei neuen Übungen schneller Fortschritte gemacht.

Was genau sind nun eigentlich Targets?

 

Ganz allgemein betrachtet sind Targets Zielobjekte oder Berührungspunkte. Im Targettraining soll das Pferd lernen, einen bestimmten Gegenstand oder ein Handzeichen als Ziel zu erkennen und mit einer bestimmten Handlung oder Berührung in Verbindung zu bringen. Targets können je nach Übungsziel ganz verschiedene Gegenstände sein, die bekanntesten sind Target-Sticks und stationäre Targets. Als Target-Sticks eignen sich besonders längliche Gegenstände wie Teleskop-Zeigestäbe, aber auch Fliegenklatschen, Kochlöffel oder Bambus-Stäbe. Beim Target-Stick ist es besonders wichtig, dass jener Teil des Stabes, der vom Pferd berührt werden soll, meist die Spitze, vom Pferd besonders leicht als solches erkennbar ist und sich gut vom Stiel absetzt. Dies ist bei Fliegenklatschen von vornherein der Fall, bei Bambusstäben kann der vordere Teil beispielsweise mit einem farbigen Isolierband umwickelt werden oder aber es kann ein Tennisball auf die Spitze montiert werden. Außer der besseren Erkennbarkeit für das Pferd liegt hierbei auch ein Vorteil in der geringeren Verletzungsgefahr. Ein abgerundetes Ende hat den Vorteil, das es nicht versehentlich ins Auge gestochen werden kann.

Verwendung von Targets

 

Targets eigenen sich für vielerlei verschiedene Aufgabenstellungen, sie sind besonders gut auch für Clicker-Neulinge geeignet, da Pferde den Zusammenhang der Kombination von Target und Berührung sehr schnell verstehen. Das erste Target lernt das Pferd meist schon während der operanten Erstkonditionierung kennen. Dieses Target können wir später auch für andere Übungen einsetzten oder aber als Mittel, die Begeisterung des Pferdes durch eine leichte Übung innerhalb einer schwierigen Trainingseinheit zu erhalten. Anfangs ist die Berührung mit dem Maul für das Pferd am leichtesten zu lernen, später können Targets für die Berührung mit anderen Körperteilen hinzugenommen werden.

Mehr zum Target-Handling haben wir hier hinterlegt: Targethandling im Pferdetraining

Wie konditioniere ich das Pferd auf Targets?

 

Bei der Erstkonditionierung geht es zunächst einmal nur darum, dem Pferd die Bedeutung des Clickers klarzumachen (siehe „operante Konditionierung“. Das Pferd soll lernen, einen Gegenstand zu berühren. Anfangs clicken wir immer dann, wenn das Pferd sich dem Gegenstand nähert, also möglicherweise den Blick auf das Target richtet oder den Gegenstand beschnuppert. Auf jeden Click folgt ein Leckerli. Bald wird dem Pferd der Zusammenhang zwischen seinem eigenen Verhalten, dem Target, dem Click und dem Leckerli klar werden und es wird den Gegenstand zielstrebig berühren. Nun clicken und belohnen wir jede Berührung des Targets. Für die Erstkonditionierung eigenet sich im Prinzip nahezu jeder Gegenstand, sei es eine Fliegenklatsche, eine Frisbee, ein Ball, eine Gerte (wenn man diese nicht für andere Dinge verwenden möchte), eine Flasche oder sonst irgendwas anderes.

Die Sicherheit bei der Erstkonditionierung ist dabei besonders wichtig. Dazu habe ich hier einen ganzen Artikel verfasst: Sicherheit bei der Konditionierung

Der Trick mit dem Stick – Das Pferd folgt dem Target

 

Wenn das Pferd zuverlässig gelernt hat, den Stick zu berühren, der ihm direkt vor die Nase gehalten wird, können wir zum nächsten Schritt übergehen, um das Potential des Targettrainings ausnutzen zu können. Bei diesem Trainingsschritt soll das Pferd lernen, dem Target zu folgen und es zu berühren, egal wohin es geführt wird. Es soll dem Target also folgen. Wir beginnen nun, das Target anders zu positionieren, es mal höher und mal tiefer zu halten, mal zwischen den Vorderbeinen des Pferdes zu verstecken, so dass das Pferd aktiv nach dem Target suchen muss, um es zu berühren und dafür einen Click und eine Belohnung bekommt. Dabei muss die Entfernung zum Pferdemaul in kleinen Schritten gesteigert werden, damit das Pferd nicht die Lust verliert, dem Target zu folgen. Nach und nach sollte es in der Lage sein, sich etwas zu verbiegen, um das Zielobjekt zu berühren. Ist es dazu in der Lage, können wir beginnen, das Target so weit weg zu positionieren, dass sich das Pferd dorthin bewegen muss. Es wird also um einen Click und eine Belohnung zu erhalten auf das Target zugehen und es berühren. Mit ein wenig Übung lernt das Pferd bald, dem Target über weite Distanzen zu folgen. Wir können unser Pferd quasi ohne eine direkte Verbindung, wie einen Führstrick neben uns führen. Weiterhin ist es möglich, das Pferd an das Target heranzurufen und es so auch über eine gewisse Entfernung zu sich zu holen. Es handelt sich also um ein sehr flexibles Hilfsmittel.

Stationäre Targets – Das Pferd berührt das Target

 

Neben den flexiblen Targets, die eher für das Folgen des Pferdes und verschiedene Bewegungen geeignet sind, kann man auch mit stationären, also unbeweglichen Targets arbeiten. Stationäre Targets sollen meist so lange berührt werden, bis entweder ein Auflösungszeichen das Verhalten auflöst oder unser Click dem Pferd das Ende der Übung signalisiert. In der Praxis kann man stationäre Targets sowohl beim Problempferdetraining als auch für die Zirkusarbeit verwenden. Hier bieten sich die verschiedensten Zielobjekte, wie etwa Matten, Deckel, Frisbees oder Markierungen an.

Ein bekanntes Beispiel für ein Target ist auch das Podest. Ausführlich mit Video-Bespiel habe ich hier darüber geschrieben: Das Podest als stationäres Target

Stationäre Targets bei Problemverhalten

 

Eine häufige Vorgehensweise, um Pferde bei Problemen neu zu trainieren, ist es ein Kontrastverhalten zu etablieren. Der Hintergrund dazu ist, dass ein Pferd schlecht gleichzeitig das unerwünschte Verhalten zeigen kann, wenn es eine gegenteilige Übung ausführt. So können wir einem am Putzplatz scharrenden Pferd über ein stationäres Target beibringen, dieses ruhig zu berühren. Das kann beispielsweise ein am Putzbalken befestigter bunter Deckel oder eine Frisbeescheibe sein, die das Pferd berühren soll, während es geputzt wird. Wir würden also zunächst unserem Pferd beibringen, dieses Target zu berühren, und dann nach und nach das Zeitfenster verlängern, in dem es regungslos neben dem Target stehen soll, bis es einen Click und eine Belohnung bekommt. Diese Übung erfordert einen hohen Grad an Konzentration beim Pferd. Damit es nicht frustriert wird und die Lust verliert mitzumachen, darf die Zeitspanne des Ruhig-Stehens nur etappenweise erhöht werden und das Pferd benötigt viele Pausen.

Das „Touch“ – Signal

 

In der ersten Phase der Arbeit mit Targets löst der jeweilige Gegenstand das Verhalten des Pferdes aus. Um jedoch flexibler in der Anwendung in unterschiedlichen Situationen zu sein, hat sich die Einführung von Stimmsignalen bewährt. Das Pferd soll lernen, auf ein Stimmkommando hin, das Target zu berühren. Viele Trainer verwenden hier das englische Wort „Touch“. Zunächst führen wir dieses neue Wort ein, indem wir es dem Pferd sagen, kurz bevor wir ihm das Target präsentieren. Mit der Zeit wird das Pferd das Wort „Touch“ ganz allgemein mit dem Berühren von Gegenständen verbinden. Es generalisiert dieses Kommando. Das ist für die Einführung von weiteren Targets sehr praktisch. Auch kann man dem Pferd so Gegenstände, die ihm unheimlich sind schmackhaft machen. Man „verkauft“ sie einfach als neue Targets und lässt das Pferd über ein „Touch“ Kontakt dazu aufnehmen. Die meisten Pferde gewöhnen sich so sehr schnell auch an die unterschiedlichsten Objekte.

Targettraining in der Praxis

 

Wenn unser Pferd begriffen hat, dass es dem Target folgen kann, können wir es als Hilfsmittel in diversen Bereichen der Pferdeausbildung verwenden.
Eine der bekanntesten Übungen mit dem Target-Stick ist das Führen ohne Führstrick. Dabei führen wir unser auf das Target konditionierte Pferd neben uns her, indem wir zunächst bei jedem Schritt, später dann bei jedem zweiten oder dritten Schritt neben uns am Target clicken und belohnen. Nach und nach erhöhen wir die Distanz und den Schwierigkeitsgrad. Wir können unser Pferd nun auch in Problemsituationen wie z.B. auf den Pferdeanhänger oder an einen unheimlichen Fahrzeug vorbei führen oder es über Planen und Stangen und um Pylonen herum führen. Wenn wir die Anforderungen erhöhen, werden wir zunächst wieder häufiger clicken, nach und nach schleichen wir uns auch hier aus den Belohnungen heraus.

Doch Obacht, zu schnelles Vorgehen kann dabei zu Stress beim Pferd führen. Warum und wieso findest Du hier: Stress im Target-Training mit Pferden 

Hilfsmittel bei Zirkuslektionen

 

Beim Training der verschiedensten Zirkuslektionen kann ein Target ein wichtiges Hilfsmittel sein. Wir können unserem Pferd die Verbeugung beibringen, indem wir den Target-Stick zwischen seine Vorderbeine halten. Zunächst clicken wir für das Berühren des Sticks am Boden, nach und nach bewegen wir das Target in Richtung Hinterbeine nach hinten. Wenn das Pferd dem Target mit dem Kopf folgt, entsteht die Verbeugung. Natürlich handelt es sich hier um eine Dehnungsübung, die nur schrittweise über viele Wochen vollzogen werden sollte, um dem Pferd nicht zu schaden. Auch beim Spanischen Schritt kann uns ein Target gute Dienste leisten. Wir können dem Pferd durch die Berührung mit dem Target anzeigen, welches Bein gehoben werden soll. Später führen wir als Kriterium für einen Click die Qualität der Ausführung ein, indem wir nur noch dann clicken, wenn das Bein am Target entlang höher gestreckt wird.

Ich habe hier ein ausführliches Video-Beispiel zur Erarbeitung der Drehung mithilfe des Targets hinterlegt: Die Drehung mit einem Target-Stick erarbeiten

Körpertargets:

 

Als Körpertarget (Hinterhand/Hüfttarget) kann man Übungsabläufe bezeichnen, bei denen das Pferd seinen Körper an einem Target ausrichtet. So kann man das Pferd etwa rückwärts auf eine ausgestreckte Hand zulaufen lassen, oder auch die Seitengänge erarbeiten, indem man die Hand als Target in die Hüftregion hält. Der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt.

 

Ausführlich über das Knietarget als Beispiel für ein Körpertargethabe ich in diesem Artikel gesprochen: Knietarget: Hilfsmittel im Pferdetraining

Longentarget

 

Das Longentarget ermöglicht uns ein Longieren ohne Longe. Hierzu verwenden wir zunächst einen möglichst langen Target-Stick, dem das Pferd folgen soll. Beherrscht es diese Übung sehr sicher, so können wir zu einem kürzeren Target übergehen. Das Pferd lernt hier, das Target nicht mehr zu berühren, sondern etwa auf der gleichen Höhe wie das Target außen um den Menschen herumzulaufen. Wie in der klassischen Manegenarbeit können wir hier zwei verschiedene Sticks kombinieren, die wir in unseren beiden Händen halten und mit denen wir das Pferd „einrahmen“. Das vordere Target gibt dabei die Bewegungsrichtung vor, während das hintere die Geschwindigkeit vorgibt.

Zügeltarget

 

Beim Reiten kann man sich auch den Zügel als ein Zügeltarget vorstellen. Das Pferd soll lernen, mit seinem Kopf der Länge des Zügels zu folgen, ohne daran zu ziehen. Es wird immer geclickt, wenn es von sich aus leichten Kontakt zur Reiterhand sucht.

 

Zum Zügeltarget gibt es hier auf der Seite viel zu entdecken. Einen Einstieg findest Du hier: Das Zügeltarget nach Marlitt Wendt 

 

Oder auch hier: Besser reiten mit dem Zügeltarget nach Marlitt Wendt 

 

Und natürlich auch einen Video-Vortrag: RPlusReiten #3 Zügeltarget erarbeiten

Ihr seht: Targettraining ist ungemein vielfältig. Viel Spaß beim Ausprobieren, Marlitt

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Marlitt Wendt

 

 

Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist nun die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.

AUTHOR: Marlitt Wendt