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RPlus | Stress im Target-Training mit Pferden
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Der Goal-Gradient-Effekt

 

Die Kommunikation mittels positiver Verstärkung steht ja diametral im Gegensatz zu den Ausbildungsmethoden, welche mit der Erhöhung von Druck und Strafreizen das Verhalten der Pferde zu beeinflussen versuchen. Während bei den üblichen Druckmethoden etwa das stark ausgeprägte Fluchtverhalten der Tiere genutzt wird um eine Vorwärtsbewegung zu initiieren, bevorzugen wir hier bei RPlus viel lieber den Ansatz unseren Lernweg mit einladender Attraktivität aufzuladen. Es ist ja nun mal ein himmelweiter Unterschied, ob unser Pferd vor etwas Unangenehmen flüchtet und so das angestrebte Trainingsziel erreicht oder wir uns gemeinsam etwas Schönem annähern und sowohl der Weg wie auch das Ziel angenehme Emotionen wecken. Und obwohl es offensichtlich erscheint, dass Druck immer mit Stress verbunden ist, so kann auch unser positives Pferdetraining seine Schattenseiten beinhalten. So kann etwa das freiwillige Folgen eines mobilen Targets, aufgrund von Übermotivation und starker Erregung als wenig positiv empfunden werden.

Zuviel des Guten?

 

Denn viele Pferde können auch auf das positiv auftrainierte Hinterherlaufen des Target-Sticks mit Stress reagieren. Sie zeigen dann ein charakteristisches Stressgesicht, versuchen den Stick hektisch zu erreichen oder schnappen nach dem Target. Grund dafür ist häufig, dass sich das herbeigesehnte Ziel zu schnell entfernt und gerade von unerfahrenen Trainer*innen oft unvorhergesehen oder viel zu schnell bewegt wird. Hinzu kommt das unter Behavioristen Goal-Gradient-Effekt genannte Phänomen, dass ein*e Proband*in umso mehr Anstrengungen unternimmt ein Ziel zu erreichen, je näher er*sie sich dem Ziel befindet. Die Motivation des Pferdes, den Stick zu berühren ist also in seiner direkten Nähe am größten. Wir kennen das vielleicht auch von uns selber, wenn wir ein bestimmtes Ziel schon direkt vor Augen haben und dann umso vehementer, fast schon verbissen versuchen es endlich zu erreichen.

Tempo stressarm entwickeln

 

Umgekehrt bedeutet das aber auch, dass unser Target-Stick ein sehr attraktives Hilfsmittel ist, um an mehr Tempo und Geschwindigkeit zu arbeiten. Er erzeugt eine starke Sogwirkung beim Pferd, wenn es erst einmal verstanden hat, dass es belohnt wird, ihm zu folgen. So kann ich mit einer geschickten Bewegung des Sticks Bewegungen nicht nur initiieren, sondern motivierend verstärken. Dazu bietet es sich an, wenn man das unaufgeregte Folgen trainieren möchte, eher das Hinterherlaufen ohne die direkte Berührung des Sticks zu markern, um den Stress so gering wie möglich zu halten.

Sogwirkung nutzen

 

Wir nutzen dabei den Sog des Targets, welches dazu führt, dass sich das Pferd schneller bewegt und Markern aber schon vor dem Erreichen des Ziels. Das Pferd hat so ein unerwartetes Erfolgserlebnis und wird nicht durch das Verschwinden des Targets aus seiner direkten Reichweite verunsichert. So belohnen wir viel mehr den Weg also das Folgen und laden das Ziel, also die Berührung des Target-Sticks, nicht unnötig mit zu viel Bedeutung auf. Denn wir möchten ja den Stresslevel für unser Pferd so gering wie möglich halten, damit es die positiven Effekte unseres gemeinsamen Lernens auch genießen kann.

Damit verabschiede ich mich für heute, Marlitt

(1) Hull, C. L. (1932). The Goal Gradient Hypothesis and Maze Learning. Psychological Review, 39, 25–43. doi:10.1037/h0072640.

(2) Hull, C. L. (1934). The Rats‘ Speed of Locomotion Gradient in the Approach to Food. Journal of Comparative Psychology, 17, 393–422. doi:10.1037/h0071299.

(3) Miller, N. E. (1944). Experimental Studies of Conflict. In J. Hunt (Ed.), Personality and the Behavior Disorders (pp. 431–465). Oxford: Ronald Press.

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AUTHOR: Marlitt Wendt