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RPlus | Futterpunkte
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Das Stangenquadrat

 

Damit das Training mit positiver Verstärkung sein volles Potential entfalten kann, ist es wichtig sich mit jedem einzelnen Aspekt des Trainings zu beschäftigen. Hier ist der Übungsaufbau genauso entscheidend wie ein korrektes Timing oder eine passende Belohnungsrate. Gerade bei Aufgaben, bei denen das Pferd unabhängig vom Menschen agieren soll, ist das Bewusstsein für eine geschickte Wahl der Futterpunkte von großer Bedeutung. Im folgenden Kurs-Video verdeutlichen Quarter Horse Moon und Mirjam diese Vorgehensweise und die Vorteile der Arbeit mit definierten Futterpunkten:

Untertitel auf Deutsch und Englisch verfügbar

Ziel der Übung

 

Um die Macht der Wahl der Futterpunkten zu verdeutlichen, trainieren wir gerne bei verschiedenen Gelegenheiten mit Beispielübungen. Eine von diesen Beispielübungen, bei denen es mehr um die eigene Trainingstechnik und weniger auf die genaue Körperhaltung des Pferdes ankommt, ist das freie Umrunden des Menschen mit Hilfe eines am Boden liegenden Quadrates, bestehend aus Hindernisstangen. Die Stangen dienen dabei als optische Markierungshilfe für Pferd und Mensch. Nach und nach soll das Pferd den in der Mitte des Quadrats, im Idealfall bewegungslos verharrenden Menschen zügig und selbstständig umrunden, wobei es sich außerhalb der Stangen bewegt ohne auf irgendwelche gezielten Signale des Menschen zu achten. Es soll also nicht direkt vom Menschen die Information erhalten was es zu tun hat, sondern sich die Aufgabenstellung anhand der Clickpunkte und der darauf folgenden Übergabe der Belohnung selbst erschließen. Ein übergeordnetes Ziel bei dieser Übung ist die fortschreitende Selbstständigkeit des Pferdes, das kognitive Erfassen einer abstrakten Aufgabenstellung und das Verständnis des Pferdes für das räumliche setting, welches wir ausgewählt haben.

Clickpunkte und Futterpunkte

 

Zu Beginn bei der Arbeit mit Belohnungen entsprechen in der Regel Click- und Futterpunkte einander. Das Pferd wird für ein erwünschtes Verhalten geclickt und genau an demselben Ort, an dem es sich zum Zeitpunkt des Clicks befindet, gefüttert. Um für unterschiedliche Trainingsziele bessere bzw. schnellere Ergebnisse zu erzielen ist es hilfreich sich zu vergegenwärtigen, dass nicht nur der Click ein Verhalten markiert und verstärkt, sondern immer auch die Belohnung an sich, also der primäre Verstärker das Verhalten formt. Die Folge daraus kann beispielsweise sein, dass ein Pferd zwar für die Schrittbewegung geclickt wird, dann aber im Stand gefüttert wird. Nach und nach werden so beide Verhaltensweisen verstärkt. Diese Vorgehensweise steht also einer angestrebten flüssigen Bewegungsdynamik im Wege. Langfristig wäre es daher unumgänglich für unser Fernziel mehr Bewegungsfreiheit zu erreichen, wie dem freien Umrunden des Menschen um das Stangenquadrat, die Entkopplung von Click- und Futterpunkt schon frühzeitig zu etablieren.

Blick auf die Zeitpunkte

 

Wir entkoppeln also bei dieser Trainingsaufgabe sowohl den Ort als auch den Zeitpunkt des Clicks von der Wahl des Ortes und des Zeitpunktes für die Futterbelohnung. Zeitlich betrachtet leitet der Click als sekundärer Verstärker nämlich einen Belohnungszeitraum ein. Alles was in diesem Zeitfenster ab dem Moment des Clicks bis zum tatsächlichen Vertilgen des Leckerlis, also des primären Verstärkers geschieht, wird vom Pferd als lohnenswert empfunden und abgespeichert. Daher kann der räumliche und zeitliche Abstand zwischen Click und Futterpunkt nur sukzessive gesteigert werden, damit das Pferd innerhalb des Belohnungszeitraums keinen Fehler macht, wie beispielsweise stehenzubleiben oder aber über die Stangen zu treten um in die Mitte des Quadrats näher zum Menschen zu gelangen. Hat man die beiden Zeitpunkte des Clickpunktes und des Futterpunktes einmal voneinander entkoppelt, so kann man sie immer weiter voneinander entfernen – sowohl räumlich wie auch zeitlich gesehen. Das Pferd wird also nach dem Click in Bewegung bleiben und sich auf den Weg zum nächsten Futterpunkt begeben.

Exkurs – Neben der Spur

Der Click beendet das Verhalten?

 

Vereinfacht gesagt gilt die alte Grundregel für Clickertrainer*innen, dass der Click das Verhalten beendet, nur in bestimmten Fällen und meist nur für noch unerfahrene Pferd-Mensch-Teams. Je mehr Erfahrung beide Seiten sammeln, desto flüssiger werden Trainingsaufgaben ausgeführt und desto weniger stockend wird sich das Pferd nach einem Click geben, sondern je nach Aufgabenstellung seinen Part weiter ausführen oder sich an der nächsten Teilaufgabe orientieren. Die Arbeit mit Futterpunkten vergrößert damit entscheidend die Fluency eines Verhaltens. Für den die unerfahrenen Clickertrainer*innen besteht nun aber die Gefahr diese beiden unterschiedlichen Belohnungssysteme in dem alltäglichen Umgang zu vermischen. Für das Pferd müssen wir unsere Reaktionen immer vorhersehbar gestalten, das bedeutet wann möchten wir mit einem Belohnungszeitraum arbeiten und wann soll unser Click das gezeigte Verhalten beenden?

Tipp für die Praxis

 

Damit das Pferd sich wirklich auf die noch neue Arbeit mit Futterpunkten einlassen kann, ist es wichtig bei Übungen mit dem Stangenquadrat als Mensch wirklich passiv zu bleiben. Das bedeutet vor allem, sich so wenig wie möglich mit dem Pferd mitzubewegen und sich wirklich erst dann in Bewegung zu setzen, wenn man geclickt hat. Dabei macht man sich direkt ohne Umwege auf den Weg zum gedachten Futterpunkt und präsentiert das Futter dort. So erzeugt man enorme eine Sogwirkung für den etablierten Futterpunkt und das Pferd wird nach dem Click eher beschleunigen als langsamer werden. Eigenständigkeit und Bewegungsdynamik finden so Eingang in die vorher eher sequentiellen Abfolge des Clickertrainings.

Kognitive Höchstleistung!

 

Das Stangenquadrat eignet sich so gut als Übungsbeispiel für die Arbeit mit Futterpunkten, weil sowohl Mensch als auch Pferd eine optische Orientierungshilfe durch die Stangen am Boden haben. Während man zunächst mit dem Pferd mitgeht und quasi einfach das parallel neben der Stange laufen mit dem Click markert und bestätigt, kann schnell dazu übergegangen werden, beispielsweise zu clicken wenn sich das Pferd auf Höhe der Mitte einer Stange befindet und es mit einem geschickten Futterpunkt hinter der nächsten Ecke um den nächst schwierigeren Ort, die Kurve herumzuführen. So entstehen möglichst gar nicht erst Fehler bei denen das Pferd über eine Ecke abkürzt, sondern es befindet sich immer außen auf einer gedachten Kreisbahn, während man selbst sich innen auf einem immer kleiner werdenden Kreis befindet. Schon nach kurzer Zeit versteht das Pferd so auch das abstrakte Konzept „Pferd außen – Mensch innen“ und die Tatsache, dass es Aufgaben gibt bei denen der Mensch passiv bleibt, während das Pferd agiert, es sich also nicht an der menschlichen Körpersprache orientieren kann, sondern wirklich die Aufgabenstellung in seiner Gesamtheit erfassen muss.

 

 

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AUTHOR: Conny & Marlitt