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RPlus | Pferdepersönlichkeiten
Ego und Selbstbild der Pferde
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Folge dem Ruf Deines Herzens

 

Gestern in der Früh bin ich aufgebrochen. Zu neuen Ufern. Genauer gesagt nach Portugal. Von den 3000 km trennen mich jetzt nur mehr 2000 km von der Algarve. Westlicher kann man in Europa einfach nicht mehr sein. Da am Atlantik, da werde ich mich in ein paar Tagen wiederfinden. An einem Strand, wie ich ihn nur von Bildern kenne. Die Temperaturdifferenz zu Österreich beträgt zu dieser Jahreszeit  um die 20°C. Einer der vielen Gründe, warum ich jetzt – mitten im Winter – diese Richtung eingeschlagen habe. Fuchur, der mehr als 30 Jahre alte VW-Bus, schnurrt mit mir dem Süden entgegen. Aus den Lautsprechern tönt Musik, die mich in Fahrlaune versetzt. Um mich herum verändert sich die Landschaft. In Österreich liegt jetzt Schnee. In Portugal erwartet mich der Frühling. Aber das weiß ich jetzt noch nicht. Überhaupt hab ich keine Ahnung, was mich erwartet. Ich weiß nur, das ist die Richtung, in die ich jetzt unterwegs sein möchte.

Lass‘ dich von deiner Intuition leiten

 

In Italien, nach einer kalten Nacht im Bus, ist mir bei überraschenden 15°C, kurzem Leiberl und Aussicht auf das Mittelmeer ein Gedanke gekommen: Vielleicht lässt sich meine Route in den Süden ja mit einem Abstecher in die Camargue aufpeppen?

In dem Augenblick, in dem man sich endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt sich die Vorsehung auch. Goethe

Tatsächlich träume ich schon lange davon, die weißen Pferde der Camargue in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben. Wie großartig wäre es, wenn ich diese Begegnung auch noch auf Bild bannen könnte und das außerhalb jeder Tourist*innensaison? Sechs Stunden und 300 km später stehe ich nun hier. Auf einer Hauptstraße in der Provence, die direkt nach Les Saintes-Maries-de-la-Mer geradewegs durch die Camargue führt. Ich fühle mich beschwingt und voller Abenteuerlust: Morgen werde ich mich auf die Suche nach den Pferden begeben.

Vertraue Deinem Weg

 

Der Tag startet mit einer watteweichen, dicken Wolkenschicht am Himmel. Immer wieder fallen Tropfen. Es sieht verdächtig nach Gewitter aus. Ich überlege noch, ob ich wohl Glück mit dem Wetter haben oder überhaupt Pferde treffen werde? Warum eigentlich? Ich bin mit dem Fuchur unterwegs, dem Glücksdrachen. Natürlich werde ich Glück haben, soviel steht fest.

Erlebe die Wunder dieser Welt

 

Also schlängeln wir uns die Straßen entlang. Da erblicke ich plötzlich weiße Punkte hinter Bäumen. Ich bremse am Seitenstreifen ein, springe aus dem Bus und verschaffe mir einen Überblick. Mein Puls beschleunigt sich, als ich eine Ansammlung weißer Pferde hinter der Hecke erkenne. Mit Stacheldraht wurde ein großräumiges Areal eingezäunt. Die Pferde hier leben quasi halbwild. Sie gehören jemandem, besitzen auch Brandzeichen, aber sie sind meist über längere Zeit sich selbst überlassen.

Lass‘ dich berühren

 

Ich finde eine Lücke und trete an den Zaun. Die Pferde heben ihre Köpfe und blicken in meine Richtung. Schon setzt sich die Herde in Bewegung und kommt auf mich zu. Neugierig fixieren mich um die 10 Augenpaare. Ganz nah kommen sie an mich heran. Eine Stute drängt sich an den Zaun, bläst mir ihren Atem ins Gesicht und sieht mit ihren tiefschwarzen, großen, mandelförmigen Augen direkt in mich hinein. Ich bin überwältigt von der Präsenz dieser Tiere. Jedes einzelne strahlt auf seine ganz besondere Weise. Ich bin wie verzaubert und freue mich einfach nur, hier zu sein. Wie auf Kommando reißt die Wolkendecke auf und eine herrliche Lichtstimmung legt sich über das Szenario. Ja, ich habe Glück – und wie.

Sei einfach präsent

 

Ich rede mit den Pferden und sie lassen ihren Blick gutmütig auf mir ruhen. Überhaupt begeistert mich die Aufgeschlossenheit dieser Tiere dem Menschen gegenüber. Ich betrachte sie genauer: Sie sind von kompaktem Körperbau und besitzen ein Stockmaß von etwa 1,40 m. Auf einem kurzen, muskulösen Hals trohnt ein markanter, ausdrucksstarker Kopf mit ausgeprägten Ganaschen, großen Augen und kleinen Ohren. Die Hufe sind auffallend groß und verhindern so das Einsinken in diesem sumpfigen Gebiet. Recherchen zufolge sollen sie sogar mit geschlossenen Nüstern unter Wasser fressen können. Echt jetzt? Wie einfallsreich die Natur sein kann. Ein richtiges Seepferd! Aufgrund ihrer Wendigkeit und ihres Mutes wurden sie ursprünglich von den Gardians zum Hüten der Kampfstierherden und für den Stierkampf eingesetzt. Inzwischen tragen sie vor allem Tourist*innen auf ihrem Rücken durch das Naturschutzgebiet der Camargue.

Entdecke die Vielfalt des Lebens

 

Ich schwinge mich zurück in den Bus und tuckere weiter durch die fantastische Gegend. Die Sonne bricht durch, die Wolken verziehen sich und Landschaft zwischen den Mündungsarmen des Rhône-Deltas erstrahlt in satten Rot- und Grüntönen. Dazwischen bahnt sich das blaue Meer mit seinen Armen Wege ins Landesinnere. Genau hier treffe ich auch zum ersten Mal auf die bekannten rosaroten Flamingos, die diese Region zusammen mit den schwarzen Stieren und den weißen Pferden der Camargue prägen. Die sumpfige Ebene mit einer angenehmen Meeresbrise ist wahrlich ein Paradies für Vogelliebhaber*innen. Unzählige Silberreiher und anderes flugfähiges Getier kreuzen meinen Weg. Ich komme mit dem Schauen gar nicht hinterher. Da zieht schon das nächste Bild an mir vorüber: Es sind die schwarzen Stiere, die hier in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Pferden grasend durch die Büsche streifen.

Verbinde dich mit der Natur

 

Die Stadt am Meer Les Saintes-Maries-de-la-Mer scheint wie ausgestorben. Die Straßen sind leer, der Vergnügungspark hält noch Winterschlaf, die Schiffe liegen im Hafen. Mir schwant, welches Getümmel man hier zu Hauptsaison zu erwarten hat. Nur wenige Menschen verirren sich im Augenblick an den Strand, ein paar davon liefern sich mit ihren Hunden ein Wettrennen. Aber ich bin nicht hier zum Stadtbummel. Städte auf Busreisen liegen mir einfach nicht. Nein, ich bin hier wegen der großartigen Natur. Dieses Schauspiel, das einen hier umgibt. Und davon möchte ich soviel wie möglich aufsaugen.

Lass‘ dich überraschen

 

Als ich eine schmale Straße die Rhône entlangfahre sehe ich aus dem Augenwinkel eine kleine Herde weißer Pferde. Fast hätte ich sie übersehen, so gut verstecken sie sich zwischen den hohen Gräsern. Neugierig strecken sie ihre Köpfe empor und lugen zwischen den Büscheln hervor, als ich aussteige. Der durchdringende und doch zärtliche Blick dieser edlen Tiere zieht mich immer wieder aufs Neue in seinen Bann. Ich kann mich an diesen Eindrücken gar nicht sattsehen und bin überwältigt, welch malerisches Bild sich mir hier in genau diesem Moment bietet. Conny collects moments – ja, das ist es. Genau so fühlt es sich an, wenn man feststellt, dass man das tut, was man tun will.

Glaube an Wunder

 

Allmählich senkt sich die Sonne und taucht alles um mich herum in ein warmes Licht. Das Weiß der Pferde blitzt noch einmal auf, und ich nutze die letzten verbleibenden Strahlen, um zu meinem Ausgangspunkt für die Nacht zurückzukehren. Ein Tag wie im Märchen liegt hinter mir. Ich habe die weißen Pferde der Camargue hautnah erlebt und in ihre Augen geblickt, ihr freundliches Wesen gespürt. Viele Gänsehautmomente später komme ich zu dem Schluss, dass es wohl niemanden geben kann, der dem Charme und der Aura dieser wundervollen Geschöpfe widerstehen kann. Und wenn doch, kann dieser Mensch nicht von dieser Welt sein. Mit einem Lächeln auf den Lippen dämmere ich in einen erholsamen Schlaf, um Kräfte für das zu sammeln, was noch vor mir liegt: Portugal.

Sonnige Grüße, Conny

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Conny Ranz

 

 

Ich bin Pferdefotografin und Grenzgängerin. Mit meiner Kamera bewege ich mich zwischen den Welten. Zwischen Tier und Mensch, zwischen Traum und Realität. Pferde ihrer Natur entsprechend in ihrer ganzen Persönlichkeit zu zeigen, begeistert mich damals wie heute. Dazu bin ich unter anderem europaweit auf den Spuren der Wildpferde unterwegs. Diese Begegnungen erwecken stets den Mut zur Freiheit in mir. Mit meinen Bildern durfte ich bereits an einigen Buchprojekten namhafter Verlage sowie in diversen Pferdemagazinen mitwirken. Vor allem aber verleihe ich damit unserem gemeinsamen Herzensprojekt RPlus aus vollster Überzeugung Flügel.

Marlitt Wendt

 

 

Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist nun die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.

AUTHOR: Marlitt Wendt