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RPlus | Pferde Workshop in Sardinien
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Oder doch verwilderte Hauspferde?

 

Wir sprechen immer gerne von „Wildpferden“ wenn wir an Mustangs oder Exmoorponys denken, einfach um diese ursprünglichen Pferdetypen von unseren Hauspferden abzugrenzen. Genauer gesagt gibt es heute keine echten Wildpferde im Sinne eines biologischen Vorfahren unserer Hauspferde mehr. Alle sogenannten Wildpferde sind streng genommen einfach wild lebende Pferde, die sich seit zum Teil vielen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten an ihren Lebensraum angepasst haben und frei von menschlicher Obhut überleben. Es sind also verwilderte Hauspferde und damit die Nachfahren domestizierter Tiere, die auf unterschiedlichen Wegen ihren Weg zurück in die Freiheit gefunden haben.

Leben in Freiheit

 

 

Während einige Populationen bereits seit dem Altertum in Freiheit leben, wie etwa die Exmoorponys in Südengland oder die Cavallini della Giara auf Sardinien, existieren andere Populationen in freier Wildbahn wie etwa die Namib-Pferde im Süden von Namibia oder die Brumbies in Australien erst seit ca 100 bis 150 Jahren. So unterschiedlich die Lebensräume, in denen wir heute auf wildlebende Pferde treffen, so unterschiedlich haben sich auch aus den ursprünglichen Rassen neue Pferdetypen entwickelt.

Mitochondriale DNA

 

Wir sagen „Pferd“ zu allen Vertreter*innen dieser wunderbaren Tierart, obwohl die Unterschiede innerhalb der Rassen und zwischen den einzelnen Rassen und Pferdetypen zum Teil erheblich sind. Eine Ursache für die vielen vielen unterschiedlichen rezenten Rassen lässt sich bis heute im Erbmaterial jedes Pferdes zurückverfolgen. Dabei kann man über die Mutterlinien viel über Verwandtschaftsgrade einzelner Rassen erfahren. Dazu analysieren Forscher die sogenannte mitochondriale DNA (auch mtDNA genannt), jener Teil des Erbguts, der immer von der Mutter auf die Tochter übertragen wird. Dadurch stellt die mtDNA einen gleichbleibenden, konstanten Anteil des Erbguts dar. Die heutigen Pferderassen gehen nach neueren Erkenntnissen auf mindestens 17 verschiedene solcher über die mtDNA identifizierbare Mutterlinien zurück.

Pferdetypen

 

Darüber hinaus unterschieden sich diese 17 Stammlinien der Pferde nicht nur in ihrem Äußeren, sondern ganz entscheidend auch in ihrem Verhalten. Betrachtet man etwa den wohl ältesten Hauspferdetyp, den sogenannten orientalischen Steppentyp, den wir heute zum Beispiel noch stark im arabischen Vollblut wiederfinden. Unsere heutigen Araber bilden charakteristische kleine, aber dafür sehr enge Familienverbände. Dagegen leben manche Pferdetypen aus Kaltsteppengebieten der Erde eher fast wie Einzelgänger*innen und haben nur vergleichsweise schwach ausgeprägte Herdenstrukturen. Es ist also eine Frage des Pferdetyps und damit der Mentalität ob ein bestimmtes wildlebendes Pferd eher in großen Herden anzutreffen ist oder aber die Gesellschaft vieler anderer eher meidet.

Wanderbewegungen bei Wildpferden

 

Denkt man an die großen Zebraherden in Afrika, so wird deutlich, dass Mitglieder der Familie der Equidae dafür bekannt sind große Wanderungen im Jahresverlauf auszuführen. Sie pendeln je nach Klima und Nahrungsangebot in einem riesigen Gebiet. Dagegen halten sich andere „Wildpferde“ wie etwa die aus den gemäßigten Breiten stammenden Koniks in einem vergleichsweise viel kleineren Gebiet auf. Zwar legen sie auch im Tagesverlauf kilometerweite Strecken zurück, sie sind allerdings nicht aufgrund des klimabedingten Wassermangels beispielsweise gezwungen wirklich große Distanzen zurückzulegen. Der Aktionsradius heutiger „Wildpferde“ liegt zwischen etwa 10 und über 100 Quadratkilometer. Daran lässt sich schon das Ausmaß der unterschiedlichen Lebensweisen unter den einzelnen Pferdetypen erahnen.

Trampelpfade und Markierungsverhalten

 

In ihren jeweiligen Lebensräumen bilden Pferde gewissermaßen ein Wegenetz aus, das sind von allen Gruppenmitgliedern genutzte Trampelpfade, die durch die Belastung der Hufe die Vegetation niedrig halten. An diesen auch als Wechsel bezeichneten Pfaden markieren die Tiere vermehrt mit Kot. Es bilden sich so gerade an Wegkreuzungen schon von weithin sichtbare große Kothaufen. Die Pferde übermitteln sich auf diese Weise gegenseitig Botschaften, die auch nachdem ein Pferd den Ort des Geschehens schon lange verlassen hat Bestand haben. Insbesondere in topografisch unübersichtlichen oder stark bewaldeten Gebieten hat diese Art der Kommunikation eine große Bedeutung.

Kot mit Signalcharakter

 

Die Pferde können am Geruch des Kothaufens nicht nur das Individuum, welches ihn hinterlassen hat, erkennen, sondern erfahren auf diese Weise auch viel über den hormonellen und gesundheitlichen Zustand des Tieres. Pferde reagieren auf die über den Kot hinterlassenen Botschaften anderer unterschiedlich stark ausgeprägt. Während manche Duft-Eindrücke beispielsweise zu einer genauen Untersuchung des Kothaufens und zum Flehmen führt, werden andere Haufen direkt von einem eigenen Kothaufen überdeckt. Auf diese Art und Weise entsteht das Markierungsverhalten von Hengsten welche so ihren Anspruch auf bestimmte Stuten verdeutlichen. So gesehen können wir vom Verhalten der wildlebenden Pferde auch immer einiges über die Kommunikation unserer Hauspferde lernen. Nämlich, dass sie zu einem großen Teil indirekt stattfindet und wichtige Botschaften zwischen den Pferden nicht immer face-to-face ausgetauscht werden müssen. Das wilde Erbe in unseren heutigen Pferden lässt sich manchmal noch unverfälschter in den freilebenden „Wildpferden“ erkennen, aber viele Verhaltensweisen unserer vierbeinigen Begleiter*innen erscheinen so vielleicht in einem anderen Licht, wenn wir uns mal wieder über so einen Riesenhaufen wundern oder unser „Steppentyp“ sich nur schweren Herzens von seinen Weidepartner*innen trennen mag.

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Marlitt Wendt

 

 

Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist nun die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.

Conny Ranz

 

 

Ich bin Pferdefotografin und Grenzgängerin. Mit meiner Kamera bewege ich mich zwischen den Welten. Zwischen Tier und Mensch, zwischen Traum und Realität. Pferde ihrer Natur entsprechend in ihrer ganzen Persönlichkeit zu zeigen, begeistert mich damals wie heute. Dazu bin ich unter anderem europaweit auf den Spuren der Wildpferde unterwegs. Diese Begegnungen erwecken stets den Mut zur Freiheit in mir. Mit meinen Bildern durfte ich bereits an einigen Buchprojekten namhafter Verlage sowie in diversen Pferdemagazinen mitwirken. Vor allem aber verleihe ich damit unserem gemeinsamen Herzensprojekt RPlus aus vollster Überzeugung Flügel.

AUTHOR: Marlitt Wendt