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RPlus | Blicktarget nach Marlitt Wendt
Video und Artikel zum Blicktarget nach Marlitt Wendt
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Balance durch Bewusstsein

 

Meine Positionsarbeit bedeutet über eine geschickte Futterposition und verschiedene definierte Balancekomponente die Beweglichkeit des Pferdes im Genick zu fördern, die Rumpfmuskulatur zu stärken und Stellung und Biegung zu erarbeiten. Mehr zu den Grundlagen der Positionsarbeit nach Marlitt Wendt findet ihr hier: Positionsarbeit #1. Im folgenden Video widmen wir uns nun weiteren Aspekten der Positionsarbeit. Vollblutaraberstute Salima und ihr Herzensmensch Lea zeigen hier wie definierte Positionen helfen können die Seitengänge zu verbessern und das Pferd effektiv zu gymnastizieren.

Untertitel auf Deutsch verfügbar

Verharren im Augenblick

 

Wir stellen uns bei der Integration der Positionsarbeit in die Bewegung vor, dass wir beispielsweise einen Seitengang – wie hier zunächst das Schulterherein – in Zeitlupe abfragen. Mit dem Füttern in Stellung und Biegung und einer allgemein versammelten Körperhaltung stärken wir nun jeden denkbaren Augenblick. Meist ist das nämlich eine der häufigen Schwierigkeiten bei den unterschiedlichen Seitengängen. Die Pferde werden „irgendwie seitwärts“ geschickt und treten dabei in nicht ausbalancierter Haltung am Schwerpunkt vorbei. Dabei besteht jede erdenkliche Bewegung – natürlich nicht nur die Seitengänge – aus Millionen einzelner muskulärer Momentaufnahmen. Clickt man nun beispielsweise immer genau den Moment in dem das innere Hinterbein vorsetzt, so wird diese Bewegung nach und nach überdeutlich gezeigt. Einfach weil sie ja von uns aktiv verstärkt wurde. Das ist eben ein Grundprinzip der positiven Verstärkung, dass jenes Verhalten welches sich in der Vergangenheit gelohnt hat, verstärkt gezeigt wird. Nun ist aber ein korrekter Seitengang eine fließende Bewegung. Da macht es keinen Sinn nur ein einziges Bewegungsdetail herauskristallisieren zu wollen. Dadurch entstehen unnatürliche und anatomisch wenig sinnvolle Bewegungsabläufe.

Das Daumenkino

 

Stell Dir einmal ein Comicpferd vor, anhand dessen in einem kleinen Skizzen-Heftchen die Bewegung eines Seitengangs dargestellt werden soll. Je weniger Momentaufnahmen ein solches Daumenkino beinhaltet, desto statischer und ruckeliger wird das „Filmvergnügen“. Soll eine realistische Bewegung dargestellt werden, so müssen so viele unterschiedliche aufeinanderfolgende Bewegungsmomente hintereinander aufgezeichnet werden wie möglich. Die Illusion erscheint perfekt, wenn ein*e Meister*in der Comic-Kunst am Werk ist. Die Vorstellung des Daumenkinos hilft dabei sich bewusstzumachen, dass jede Bewegung aus einer schier unendlichen Anzahl winziger Einzelmomenten besteht. Jeder dieser Momente ist dabei gleich wichtig. Professionelle Tänzer*innen sind deshalb so fantastisch in ihren Bewegungsmöglichkeiten, weil sie sich den Bewegungsfluss durch alle Körperteile vorstellen und jede einzelne Teilbewegung so punktgenau verbessern und perfektionieren können.

Quelle Grafik „Filmkamera“: www.freepik.com

Jeder Moment ist gleich wichtig

 

Das Positionsfüttern, also das Anhalten in unterschiedlichen Momenten und Füttern in dieser zunächst ungewohnten Haltung oder aber das Füttern innerhalb der langsamen Bewegung ermöglicht es dem Pferd sich immer mehr auszubalancieren und sich dieser Momente bewusst zu werden. Auch Bewegungsaspekte, die sonst schnell übersprungen werden, weil sie anstrengend sind oder dem Pferd körperlich schwerfallen, können so herausgearbeitet werden. Durch den ständigen Belohnungsfluss erlebt unser Pferd diese Art der „Arbeit“ als Spaß und wir lernen besser hinzuschauen was da eigentlich im Kleinen so passiert. Denn die gewollte Langsamkeit ermöglicht es uns auch einzelne Bewegungsphasen überhaupt einmal wahrnehmen zu können. Daher kann man sich diese Art der Positionsarbeit wie ein Daumenkino in Zeitlupe vorstellen, wir „zeichnen“ dabei jedes Blatt einzeln und schärfen dadurch unseren Blick für die vielen kleinen Details.

Beispiel Salima

 

Salima zeigt in der kurzen Sequenz im Video beispielsweise im Schulterherein auf der rechten Hand, dass sie ungern ihr inneres Hinterbein belasten möchte. Dieses ist generell ihr schwächstes Bein, dort neigt sie zu Schwellungen und dieser Huf ist auch ihr schlechtester von der Hornqualität her. Über die Positionsarbeit konnten wir nun ein Bewusstsein bei Salima für das Bewegungsmuster „Belastung des rechten Hinterbeins“ schaffen. In der Folge lernte sie besser unterzusetzen. Gerade diese für sie schwierigen Bewegungsphasen kann man nun versuchen mit dem Füttern einen winzigen Moment länger auszudehnen. So bleibt man noch in der Komfortzone des Pferdes, schafft es aber durch die Wiederholungen trotzdem einen spürbaren Trainingseffekt zu erzielen.

Auf Feinheiten achten

 

Es geht also bei der Positonsarbeit nicht darum lediglich den richtigen Moment zu belohnen, sondern unsere Übergabe des Futters erfolgt genau in der Position, welche eben die gedachte Idealposition für die ausgeführte Lektion wäre. Man achtet also immer auf die Gesamthaltung. Während es sich für die eigene Übung anbietet zunächst darauf zu achten, dass das Pferd gestellt und gebogen und in Dressurhaltung mit der Nase direkt vor der Senkrechten und ohne verworfenes Genick frisst, achtet man nach und nach auf den gesamten Körper: Das Heben des Widerrists, die Arbeit der Oberlinie, das ausbalancierte Stehen auf den vier Hufen, die Bauchmuskulatur. Je nachdem wie schnell man das Futter überreicht, kann man gewissermaßen spüren, auf welchem Bein wie viel Belastung vorliegt. So kann man das Pferd später sogar in Zeitlupe auf die Hinterhand setzen.

Kurze Gymnastik-Einheiten

 

Die Positionsarbeit ist sehr anstrengend für die Pferde, daher arbeitet man immer nur wenige Minuten an den einzelnen Details. Wir möchten über einen längeren Zeitraum das Muskelgedächtnis (muscle memory) unseres Pferdes fördern und ihm so das Gefühl für die eigene Körperhaltung und die Feinheiten seiner Bewegungsabläufe bewusst werden lassen. So bietet es sich beispielsweise auch an immer kurz vor dem Reiten wieder einige Positionen durchzugehen, um unser Pferd für die bevorstehenden Aufgaben zu sensibilisieren und schon ohne Reiter*innengewicht festzustellen, welche Bereiche des Pferdekörpers aktuell locker und welche sich eher verspannt präsentieren. Mithilfe unserer „Daumenkino-Methode“ können wir so sehr präzise schon jede kleine Unausgewogenheit erkennen und sie bei unseren nächsten Schritten berücksichtigen.

Bis zum nächsten Mal, Marlitt

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Marlitt Wendt

 

 

Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist nun die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.

Conny Ranz

 

 

Ich bin Pferdefotografin und Grenzgängerin. Mit meiner Kamera bewege ich mich zwischen den Welten. Zwischen Tier und Mensch, zwischen Traum und Realität. Pferde ihrer Natur entsprechend in ihrer ganzen Persönlichkeit zu zeigen, begeistert mich damals wie heute. Dazu bin ich unter anderem europaweit auf den Spuren der Wildpferde unterwegs. Diese Begegnungen erwecken stets den Mut zur Freiheit in mir. Mit meinen Bildern durfte ich bereits an einigen Buchprojekten namhafter Verlage sowie in diversen Pferdemagazinen mitwirken. Vor allem aber verleihe ich damit unserem gemeinsamen Herzensprojekt RPlus aus vollster Überzeugung Flügel.

AUTHOR: Marlitt Wendt