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RPlus | Target-Training verstehen
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Die Drehung mit einem Target-Stick erarbeiten

 

Ein Target stellt immer ein Ziel für das Pferd dar, es folgt dem Target und übt mit seiner positiv aufgeladenen Bedeutung eine starke Anziehungskraft aus. Damit ist das Target-Training das Gegenteil vom konventionellen Training mit Gerte. Während beim Target-Training das Pferd der Sogwirkung unseres Zielobjektes nachfolgt, treibt die Gerte in der Regel das Pferd vorwärts. Lena zeigt im folgenden Video mit dem Isländerwallach Yri wie ein Target-Stick uns helfen kann eine Bewegung ohne Druck aufzubauen und so einen neuen Trick, hier die Drehung, zu entwickeln.

Untertitel auf Deutsch und Englisch verfügbar

Bestandsaufnahme

 

Immer wenn wir an etwas Neuem arbeiten möchten, ist es sehr wichtig eine Bestandsaufnahme vorzunehmen um zu entscheiden, wie weit das Verständnis unseres*unserer vierbeinigen Schüler*in bereits entwickelt ist und wie wir die einzelnen Trainingsschritte daraufhin aufbauen können. Yri ist schon vorgebildet und kann bereits dem Target in jede Richtung folgen. Dieses Folgen wiederholt Lena einige Male, um ihn zunächst auf das Target zu fokussieren. Sie teilt ihm darüber ihre Absicht darüber mit, dass es in der kommenden Session nur um das Folgen geht. Erst nach der Bestandsaufnahme verändert sie sukzessive ihre Vorgehensweise, um nach und nach die angestrebte Drehung entstehen zu lassen. Eine erste Möglichkeit in der Veränderung des Bewegungsmusters ist es, den Stick über den Rücken von Yri zu führen, ihn in einem Halbkreis folgen zu lassen, am Ende des Halbkreises zu clicken und ihn dann mit dem Futter in die Vollendung des Kreises zu locken. Lena verlagert so zeitlich den Futterpunkt nach dem Click um eine halbe Runde und lässt so eine erste Drehung entstehen.

Eine Figur in die Luft zeichnen

 

Der Target-Stick zeichnet für das Pferd sozusagen in eine bestimmte Bewegungsrichtung in der Luft vor. Man kann sich das vordere markierte Ende des Sticks wie die Spitze eines Stiftes vorstellen, um die Figur, die in die Luft gezeichnet wird besser zu visualisieren.

Target ausschleichen

 

Damit das Pferd diese Bewegung aber auch selbstständig ausführen kann, ist es wichtig, sich nicht bis in alle Ewigkeiten auf den Stick verlassen zu müssen, sondern sein eigenes Hilfsmittel mit der Zeit immer mehr auszuschleichen. Dazu definiert man für sich zunächst eine eigene Position in der man das spätere Signal für das Verhalten „Drehung“ geben möchte. Es beginnt mit dem Zeigen unseres gewählten Signals, erst dann die Zuhilfenahme des Sticks, dann der Click, wobei zwischen Click und Futterübergabe eine möglichst unauffällige Handhabung des Target-Sticks erfolgen sollte. Nach dieser Einübungsphase kann der Stick ganz weggelassen werden, bzw. nur noch zur Verbesserung der Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit verwendet werden.

Exkurs – Neben der Spur

Das Bewegungsgedächtnis

 

Bewegungsmuster werden vom Pferd vor allem unbewusst und quasi holistisch in ihrer Ganzheit verinnerlicht. So können zwar Details kleinschrittig und bewusst erarbeitet werden, das Pferd braucht aber immer eine Phase in der es die Gesamtbewegung in sein Langzeitgedächtnis überspielen und körperlich nachvollziehen kann, ohne durch Detailfragen oder Belohnungsereignisse wieder aus dem eigenen Konzept gebracht zu werden. Das ist ein immens wichtiger Grundsatz bei der Arbeit im Sinne von RPlus: Dem Pferd Zeit gewähren seine eigene Bewegungsfähigkeit zu entdecken und zu verfeinern. Wenn unser Pferd diese Gesamtbewegung als das Ziel unserer gemeinsamen Arbeit verstanden hat kann es innerhalb dieses Rahmens seine eigenen Ausdrucksmöglichkeiten entwickeln. Diese Freiheit in der Ausführung kann uns wiederum kreative Impulse für die weitere Ausgestaltung schenken.

Nicht zu früh generalisieren

 

Natürlich kann man die Lektion „Drehung“ langfristig gesehen in beide Richtungen trainieren. Fürs erste ist es jedoch einfacher sich für eine Richtung zu entscheiden und das Bewegungsmuster zunächst in dieser Variante zu trainieren. Erst wenn das Pferd die Drehung in die eine Richtung gut beherrscht, trainiert man analog dazu die andere Richtung. Wird auch diese beherrscht, so kann im Idealfall zwischen beiden Richtungen gewechselt werden um das Pferd ausgewogen zu gymnastizieren.

Warum die Bewegung mit Futter vollenden?

 

Man könnte natürlich auch nach dem Click direkt am Ort des Clicks füttern, dies entspräche ja auch der üblichen Regel, möglichst schnell nach dem Belohnungston auch die Belohnung zu überreichen. Das komplette Vollenden der Bewegung mit der Futterübergabe zu krönen hat jedoch den Vorteil, dass man über den so entstandenen Futterpunkt eine weitere Gelegenheit hat, einen Verstärker gezielt in das Training mit einzubauen. Der Click eröffnet somit den Beginn der Belohnungsphase. Alles was nämlich zwischen Click und tatsächlicher Belohnung geschieht, wird lerntheoretisch gesehen immer mitverstärkt. Das bedeutet, dass Yri durch Lenas Verlagerung des Futterpunktes auf das Ende der Drehung den vollständigen Bewegungsablauf erfassen kann. Er wird sich also nicht nur an den Beginn der Drehung erinnern, sondern ebenso an die Vollendung des Kreises um die eigene Achse. Unbewusst prägt sich die Drehung so auch auf der Ebene des Bewegungsgedächtnisses ein und wird so besser in seiner Gesamtheit abgespeichert.

Und jetzt viel Spaß beim gemeinsamen Drehen, Marlitt

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AUTHOR: Marlitt Wendt