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RPlus | Quellen der Motivation
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Positives Reiten

 

Gerade was das Thema Reiten und positive Verstärkung betrifft, gibt es sehr viele Fragezeichen bei vielen von uns. Daher möchte ich nach und nach auch immer wieder meine Reitkonzepte in R+ vorstellen. All diese Konzepte bilden zusammen ein großes Puzzle und können als eine Möglichkeit gesehen werden das Pferd klassisch auszubilden, ohne auf die positive Verstärkung verzichten zu müssen. Eines meiner wichtigsten Gedankenkonstrukte ist dabei die Vorstellung eines Zügeltargets.

Reiten mit positiver Verstärkung?

Das ist möglich mit RPlus!

Wir beleuchten heute

das Zügeltarget.

Das Zügeltarget als Idee

 

Das Zügeltarget ist zwischen 2005 und 2008 als Idee geboren worden. Damals habe ich sowohl mit meinem eigenen Pony Maraschino als auch mit meinen Schüler*innen und deren Pferden viel damit experimentiert, wie man die positive Verstärkung beim Reiten integrieren könnte. Zum einen um einen Übergang zu schaffen zwischen dem Stadium des bisherigen meist eher druckbasierten Reitens und einer ersten Zuhilfenahme des Clickers und der Belohnungen. Zum anderen aber darauf folgend auch, um Pferde von vorneherein positiv ausbilden zu können. Das Zügeltarget diente dabei meinen Schüler*innen hauptsächlich als inneres Bild, welches ihnen helfen sollte, wann beim Reiten geclickt werden kann. Und damit eben auch als Zielvorstellung dienen kann, wie ideale Momente beim Reiten aussehen, ohne dass das Reitpferd mechanisch in eine statische Position geclickert wird.

Fahre mit dem Finger oder der Maus über alle Bilder und entdecke mehr!

Vermittlerin zwischen den Welten

 

Dabei muss ich erwähnen, dass ich dabei immer wieder vor einem Dilemma stand: Natürlich bin ich Verhaltensbiologin und keine Reitlehrerin, ich bin keine Profi-Reiterin, was man sicher allen hier gezeigten Bildern von mir ansehen wird. Dennoch war es praktisch unmöglich, meine Schüler*innen einfach mit dem Reiten allein zu lassen, da der „herkömmliche“ Unterricht in der Regel so gar nicht zu den Clickerprinzipien und der dahinter liegenden Philosophie passte und immer mehr Schüler*innen mit mir gemeinsam den Clickerweg gehen wollten, ohne beim Reiten letztlich eine auf Strafe basierende Ausbildungsmethode zu verfolgen. Mir ist es sehr wichtig, dass auch das Reiten clickerkompatibel gestaltet werden kann, so dass ich mich quasi gezwungen sehe mich da aus der Deckung herauszuwagen und eben auch hin und wieder Fotos von mir zu zeigen. Obwohl ich weiß, dass es immer was zu kritisieren gibt und die Öffentlichkeit da gnadenlos sein kann. Ich muss auch dazu sagen, es geht mir vornehmlich um das biomechanisch gesehen korrekte Freizeitreiten und ich möchte dahingehend das bestmögliche aus Pferd und Reiter*in herauszuholen. Es sind also nicht Showeffekte und Meister*innenschaftstitel, die bei unserer Arbeit im Vordergrund stehen, sondern ich möchte ein pferdefreundliches, korrektes, funktionales Reiten.

Worum geht es beim Zügeltarget?

 

Dreh- und Angelpunkt einer gesund erhaltenden Reitweise und Pferdeausbildung ist für mich persönlich das Spiel mit dem Gleichgewicht des Pferdes. Es soll unter seinem*seiner Reiter*in noch beweglicher und kräftiger werden. Das geschieht immer dann, wenn es in die Lage versetzt wird seinen Körper effektiv einzusetzen und einen positiven Spannungsbogen der gesamten Oberlinie aufzubauen. Es soll also unter dem*der Reiter*in schwingen, taktklar und ausbalanciert laufen, um später versammelnde Lektionen ausführen zu können.

Freie Dehnungshaltung

Freie Dehnungshaltung

 

Ausgangspunkt für eine spätere sinnvolle und sanfte Zügelführung ist die freie Dehnungshaltung am komplett hingegebenen Zügel in allen Gangarten. Das Pferd lernt also zunächst die treibenden Hilfen und das Lenken mit dem Sitz, es kann seinen Kopf frei halten und ich erarbeite eine Dehnungshaltung. Dazu stelle ich mir genau dieses Pferd unter mir in einer Art „Idealbewegung“ der Dehnungshaltung vor und clicke es für die zunächst zufällige dann immer zielgerichtetere Annahme dieser Haltung.

Reiten in Anlehnung

Relative Aufrichtung

 

Darauf aufbauend stelle ich mir die Zügel als bewegliches Target vor, welches je nach Zügellänge, Sitzhaltung (wie etwa beim Dressursitz oder Entlastungssitz) und Bewegungsdynamik des Pferdes den Moment des Clicks vorgibt. Nach und nach kann ich die relative Aufrichtung fördern indem ich die Zügellänge, Sitzposition und halt auch den Clickpunkt verändere. Ich wechsel also aus einer am Ausbildungsstand des Pferdes orientierten Arbeitshaltung gezielt in die Dehnungshaltung oder aber in die Aufrichtung.

Zurück in die Dehnung

Hilfestellung für den*die Reiter*in

 

Meiner Erfahrung nach fällt es vielen Schüler*innen so wesentlich leichter ein Gefühl für das feine Zusammenspiel des eigenen Körpers, der Balance, Hilfengebung und der Bewegung des Pferdes zu entwickeln. Sie können sich so an einem ausgewählten Punkt bewusst werden, wie es sich anfühlt wenn das Pferd z.B. den Widerrist anhebt, unter den Schwerpunkt tritt oder sich an den Zügel heran dehnt. Daraus ergibt sich dann, wenn ein Grundgefühl hergestellt ist, ein intuitives Gefühl für den minimalen Zügelkontakt und das Wechselspiel zwischen unterschiedlichen Haltungen und Aufrichtungsgraden des Pferdes. Also letztlich um das Gefühl eines korrekt über den Rücken gerittenen Pferdes.

Einen Rahmen anbieten

 

Vereinfacht gesagt geht es darum einen Rahmen sukzessive und systematisch anzubieten, nicht einzufordern, um sich bewusst zu werden, was passiert wenn das Pferd an den Zügel herantritt. Und das eben gerade nicht nur in Hinblick auf die Zügelführung und Hände, sondern im*in der gesamten Reiter*in und Pferdekörper. In diesem Prozess geht es also um Balanceverschiebungen und um das Stellen und Biegen als biomechanisches Phänomen – und das eben verknüpft mit dem Gedanken des Clickertrainings. Es geht auch, wie man z.B. an den Fotos in Dehnungshaltung sieht, um das Öffnen des Genicks ohne das Konzept der meist negativ besetzen Paraden und eben dieses Öffnen später in die Aufrichtung zu übertragen.

Den Spannungsbogen halten

Aktiver Spannungsbogen

 

Das Zügeltarget ist ein Gedankenmodell, kein „echtes“ Target. Ich stelle mir den jeweils idealen Moment vor, also den Punkt, an dem das Pferd Zügelkontakt sucht, wenn es gemessen am Ausbildungsstand, Reiter*innensitz, Balance und vielen anderen Verhaltensdetails, selbstständig einen aktiven Spannungsbogen hält. Der Zügel wird auf keinen Fall zum Zusammenstellen benutzt. Es ist eine Möglichkeit dem Pferd und dem*der Reiter*in überhaupt bewusst zu machen, wie sich unsere Körper wechselseitig beeinflussen und wie dabei der Zügel wirkt. Daher die Grundvoraussetzung: Am durchhängenden Zügel wie auf den Fotos in jedem Tempo, jeder Gangarten in jede Richtung Reiten, Bremsen und Anhalten können. Erst dann kommt das Bild des Zügeltargets hinzu, welches sozusagen für mich den Übergang zum Dressurreiten darstellt. Aus dem Reiten über den Sitz zum langsamen Formen des Pferdes. Es ist mir wichtig deutlich zu machen, wann das Pferd tatsächlich aktiv an den Zügel herantritt. Herkömmliche Targetarbeit hat ja in der Regel keine Haltungskomponente, deshalb ist diese Technik eher ganzheitlicher. Es geht mir also nicht um ein einzelnes Körperteil, sondern darum den gesamten Pferdekörper am gedachten Zügeltarget zu modellieren.

Reiten am durchhängenden Zügel als Voraussetzung

Langsam in die Anlehnung

 

Wenn man den Zügel überhaupt anfassen möchte (ich arbeite i.d.R. monatelang ohne Zügel/mit so wenig Zügel wie möglich), belege ich erst einmal jeden Zügelgriff positiv. Behutsam nehme ich aus der Dehnungshaltung den Zügel milimeterweise auf, ändere meine Sitzhaltung und clicke die Gewichtsverlagerung des Pferdes, sein Aufrichten. Das allerdings nur, wenn es sich nicht hinter dem Zügel verkriecht (was natürlich meist ein Reiter*innenfehler ist), noch am Zügel zieht. Viel wichtiger als das Kürzen des Zügels ist in dieser Phase das nach wenigen Augenblicken wieder in die Dehnungshaltung entlassen und das Folgen in die freie Dehnungshaltung zu clicken. Und sich dabei eben gerade möglichst nicht zu sehr auf den Zügel zu konzentrieren, sondern auf die Gesamtheit des eigenen Körpers

Korrekt am Zügel

Das Zügeltarget in Bildern

Aus der aktiven Dehnungshaltung am hingegebenen Zügel in die Dressurhaltung und zurück

Versammelter Trab am losen Zügel – war mir zu wenig aktiv in der Hinterbeinaktion

Daher zunächst Wechsel in die Arbeitshaltung

Die Hinteraktivität wird mehr, reicht mir aber noch nicht ganz

Da es am fehlenden Herantreten und Rückenaufwölben liegt, setze ich bewusst eine Zügeltarget-Übung, Heben und nach vorne gleiten lassen der rechten Hand ein. Das Heben und nach vorne gleiten der Hand ist analog zum „Zügel überstreichen“ in der klassischen Reiterei eine Übung zum Überprüfen der Anlehnung – entweder um wie hier die einseitig einwirkende Zügelhand und Reaktion des Pferdes zu überprüfen oder eben beidseitig. Das Pferd behält dabei seine Grundhaltung trotz (hier einseitigem) Aufheben des Zügelkontakts.

Um daraus ein besonders aktives Untertreten einige Meter später zu erhalten

Haltungsveränderung von Reiterin und Pferd

 

Dieser Effekt entsteht prinzipiell über die Änderung des Sitzes, die Aufrichtung in meinem Oberkörper oder den Übergang in den Entlastungssitz. Beim letzten Trabbild etwa beuge ich mich etwas vor und entlaste so den Rücken. Würde ich nicht wie in diesem Ausbildungsstand einfach den Schwung erarbeiten, sondern in die Dehnungshaltung wollen, so würde ich den Zügel sukzessiv verlängern.

Wann also clicken?

 

 

Es geht bei der Zügeltarget-Vorstellung darum zu erkennen, wann im Angesicht des Ausbildungsstandes des Pferdes, der aktuellen Situation und aller allgemeinen Reiter*innenfehler ein Click Sinn macht und wann nicht. Bei der ersten Bildserie im Galopp könnte man jede im Bild abgebildete Sekunde clicken. Bei der zweiten Serie im Trab wollte ich ja etwas erreichen. Da hätte ich entweder den Übergang von Bild Eins zu Zwei – also überhaupt die Balanceverschiebung aus der Versammlung in die Arbeitshaltung und damit einhergehend mehr Hinterhandaktivität und Rückentätigkeit, was auf dem ersten Bild zu einer gelungenen versammelten Haltung gefehlt hat – geclickt oder aber den allerletzten Moment, das weitere Untertreten des in diesem Falle linken Hinterbeins.

Viel Spaß beim RPlus-basierten Reiten, Marlitt

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Marlitt Wendt

 

Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.

Conny Ranz

 

Ich bin Pferdefotografin und Grenzgängerin. Mit meiner Kamera bewege ich mich zwischen den Welten. Zwischen Tier und Mensch, zwischen Traum und Realität. Pferde ihrer Natur entsprechend in ihrer ganzen Persönlichkeit zu zeigen, begeistert mich damals wie heute. Dazu bin ich unter anderem europaweit auf den Spuren der Wildpferde unterwegs. Diese Begegnungen erwecken stets den Mut zur Freiheit in mir. Mit meinen Bildern durfte ich bereits an einigen Buchprojekten namhafter Verlage sowie in diversen Pferdemagazinen mitwirken. Vor allem aber verleihe ich damit unserem gemeinsamen Herzensprojekt RPlus aus vollster Überzeugung Flügel.

AUTHOR: Marlitt Wendt