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RPlus | Pferde besser ausbilden
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Warum mit Hilfe der Verhaltensbiologie?

 

Liest man die Überschriften dieses Artikels so stellt sich sofort die Frage: Warum sollte man überhaupt Pferde mit Hilfe der Verhaltensbiologie besser ausbilden können? Gibt es nicht schon genügend Disziplinen, die seit vielen Jahren immer wieder relevante Erklärungsmodelle für Phänomene der Pferdeausbildung liefern können? Hat nicht die klassische Reitlehre, die Kenntnis um die Biomechanik der Bewegungen, die Sattelkunde und Trainingslehre schon sämtliche Aspekte der Pferdeausbildung durchleuchtet und ausführlich die sich stellenden Fragen beantwortet

Die Frage nach dem „Warum“

 

Vermutlich werden sich im Laufe der Jahre immer neue Disziplinen ergeben, die mit ihren Erkenntnissen wichtige Impulse für eine optimale Pferdeausbildung liefern können. So kann die Verhaltensbiologie und die Psychologie mit ihren Teilbereichen Lernpsychologie, Kognitionsforschung oder Soziobiologie wichtige Bereiche abdecken. Wer sich mit Verhaltensbiologie beschäftigt, widmet sich immer wieder der Frage nach dem „Warum?“. Warum also lässt sich das eine Pferd so, ein anderes ganz anders motivieren? Was sind die generellen  Gemeinsamkeiten im Lernverhalten der Tierart Pferd, worin bestehen die individuellen Unterschiede jeder Pferdepersönlichkeit? Warum schaffen wir es manchmal schneller ein Ausbildungsziel zu erreichen und warum gelingt es uns so oft nicht dem Pferd eine Aufgabe angemessen zu erläutern? Die Verhaltensbiologie ist eine Beobachtungswissenschaft, sie stützt sich auf genaue Analysen von Verhaltensweisen, zeitlichen Abfolgen von Handlungen und überträgt die so gewonnen Daten in aussagekräftige Prinzipien.

Assoziation, Emotion, Erfahrung

 

Wir alle haben sicher im Zusammenhang mit dem Lernverhalten von Pferden schon von Konditionierungseffekten gehört: Es gibt die klassische Konditionierung, die Lernart bei der das Tier unbewusst einen zunächst unbedeutenden Reiz mit einer bestimmten Reaktion assoziiert und die operante Konditionierung, die Lernform bei der das Pferd bewusst den Zusammenhang zwischen seinem eigenen Handeln und der daraus resultierenden Konsequenz lernt. Diese beiden Lernmuster sind die zwei Seiten derselben Medaille und finden im Pferdeleben ständig gleichzeitig statt. Vereinfacht gesagt lernt das Pferd also aus seinen Assoziationen und den beteiligten Emotionen und aus seinen eigenen Erfahrungen. Es wiederholt Verhaltensweisen, die sich gelohnt haben und meidet Szenarien in denen es sich nicht wohlgefühlt oder sogar Schaden genommen hat.

Das ABC des Pferdetrainings

 

Möchte man nun sein Pferd mit Hilfe der Verhaltensbiologie effektiver ausbilden, so kann man sich diesen Grundlagen des Lernverhaltens noch etwas genauer widmen. Wollen wir unserem Pferd etwas beibringen, also die Veränderung seines Verhaltens steuern, so beschäftigt sich der*die in der Verhaltensbiologie geschulte Pferdetrainer*in mit den im englischen Sprachraum prägnant als ABC des Trainings bezeichneten folgenden Aspekten:

Auslöser – Verhalten – Konsequenz

 

Damit das Pferd etwas Neues lernt, ist es wichtig sich sowohl mit dem „A“ wie antecedant oder Auslöser, also den vorausgehenden Ereignissen und Bedingungen des „B“ wie behaviour oder Verhalten des Pferdes und genauso mit dem darauf folgenden „C“, den resultierenden Konsequenzen, die auf englisch consequences genannt werden, zu beschäftigen. In diesen drei harmlos aussehenden Buchstaben steckt eine sehr große Informationsdichte, die dem*der Trainer*in Aufschluss darüber gibt, wie die Ausformung einer bestimmten Lektion noch verbessert werden kann, wie Verständnisschwierigkeiten identifiziert werden können und welche Fehler immer wieder unbewusst von Mensch und Pferd reproduziert werden.

Im Zentrum steht das Verhalten

 

Diese drei Faktoren im Kreislauf des Lernprozesses sollen im Folgenden näher erläutert werden: Im Zentrum des ABC des Pferdetrainings steht das „B“, also das behaviour oder Verhalten. Hiermit ist das Verhalten des Pferdes in einer ganz bestimmten Situation gemeint. Wir müssen also wissen, wie sich ein Pferd aktuell verhält und dabei unser angestrebtes Zielverhalten im Hinterkopf behalten, um die Vorbedingungen und die Konsequenzen so zu steuern, dass wir eine optimale Lernkurve gestalten können.

Was geht dem Verhalten voraus?

 

Der dem Verhalten vorausgehende Auslöser, das „A“ im ABC des Trainings steht für alle jene Stimuli oder Reize, die das Verhalten auslösen, es wahrscheinlich machen oder schlichtweg an der Situation beteiligt sind. Hiermit sind nicht nur die eigentlichen Signale oder Kommandos für das Pferd gemeint, sondern eben auch ganz besonders die einzelnen Aspekte der Trainingsumgebung, die Hinweisreize des*der Trainer*in oder unsere räumliche Position in Bezug auf das Pferd.

Was folgt dem Verhalten?

 

Als das „C“ im Pferdetraining, also als Konsequenzen bezeichnet der Verhaltensbiologe all jene Folgen des gerade gezeigten Verhaltens, die einen direkten positiven oder negativen Einfluss auf das Pferd haben und so sein Verhalten nachhaltig bedingen.

Bewusst lernen statt i-Tüpfelreiterei

 

Sich diesen Verlauf immer wieder bewusst zu machen ist immens wichtig für eine effektive Pferdeausbildung. Viele Trainer*innen fragen immer danach, wie sie dieses oder jenes Signal geben sollen, ob es etwa besser ist ein Gertensignal einzuführen oder doch lieber ein Stimmkommando zu trainieren. Aus Sicht der Verhaltensbiologie ist das in den allermeisten Fällen eher nebensächlich für welche Art von Signal man sich entscheidet. Im Gegensatz zur oben schon genannten klassischen Konditionierung, bei der das Tier unbewusst den Zusammenhang zwischen einem Signal und seiner Reaktion lernt, wollen wir bei den meisten Lektionen ja gerade ein ganz bestimmtes Verhalten trainieren. Das funktioniert nur, wenn man das Pferd dazu anregen kann, sich bewusst mit den angestrebten Lerninhalten auseinanderzusetzen.

Systematische Herangehensweise und kalkulierbare Erfolge

 

Wenn wir den Lernweg der operanten Konditionierung wählen, dann beeinflussen wir das Pferd so geschickt mit der Auswahl unserer Verstärker, dass es ein Verhalten in der Folge immer wahrscheinlicher zeigt. Erst wenn das Verhalten sicher etabliert ist, fügen wir ein von uns ausgewähltes Signal hinzu. Damit das Pferd wirklich zuverlässig lernt, muss der*die Trainer*in sich auf die Konsequenzen des Verhaltens konzentrieren. Das Pferd lernt immer dann am schnellsten, wenn die Folgen seines Verhaltens positiv sind.

Genau hinsehen

 

Doch auch hier liegt die Tücke im Detail. Häufig sieht man unerfahrene Pferdeliebhaber*innen, die zwar wissen, dass Pferde schnell lernen, wenn sie Belohnungen in Form von Leckerlis erhalten, aber die dennoch nicht systematisch arbeiten und so keine kalkulierbaren Erfolge erreichen, sondern eher Zufallstreffer landen und sich ganz nebenbei neue Probleme wie unhöfliche Pferde, das Vorwegnehmen der Lektionen oder allgemein übermütige Pferde schaffen.

Erfolgreich trainieren

 

Es reicht also nicht irgendwann einmal ein Leckerli zu verteilen. Erfolgreiches Training steht und fällt mit dem Verständnis der Lernprinzipien an sich und mit der Einhaltung der vorgestellten Abläufe und den kognitiv erfassbaren Konsequenzen für das Pferd.

Das Zusammenspiel einzelner Faktoren ist entscheidend

 

Um das Training zu systematisieren muss der*die Pferdetrainer*in die positiven Konsequenzen für das Pferd steuern und am besten akribisch im voraus planen, was genau innerhalb der Trainingseinheit als erwünschtes Zielverhalten angestrebt wird. Profi-Pferdetrainer*innen, welche die positive Verstärkung effektiv einsetzen möchten, trainieren daher immer wieder ihre eigenen Fähigkeiten als Trainer*in und legen dabei besonderes Augenmerk auf die Bereiche des guten Timings, der Auswahl eines geeigneten Trainings-Kriteriums und einer zur Aufgabe passenden Belohnungsrate. Timing, Kriterium und Belohnungsrate bestimmen im engen Zusammenspiel entscheidend das „C“, also die oben erwähnten Konsequenzen (engl. consequences) und sind die grundlegenden Komponenten eines effektiven Trainings.

Das korrekte Timing

 

Damit das Pferd überhaupt nachvollziehen kann, wofür genau es z.B. ein Leckerli bekommt, also die positive Konsequenz für welches seiner vielen zu diesem Zeitpunkt vollführten Verhaltensweisen die Belohnung sein soll, muss der*die Pferdeausbilder*in sich ein äußerst präzises Timing aneignen. Kommt die Belohnung auch nur eine Winzigkeit zu spät, so kann das Pferd sie nicht mehr mit der eigentlich erwünschten Handlung in Verbindung bringen, ein falscher Lernweg wird so leicht durch die Unachtsamkeit des Menschen eingeschlagen.

Ein Beispiel

 

Das Pferd soll lernen ruhig stehen zu bleiben. Es steht zufälligerweise gerade ruhig am Anbindeplatz, weil es genüsslich in der Sonne döst. Nun möchte ich es mit einem Leckerli in seinem Verhalten bestätigen und gehe zum Pferd während ich in meiner Jackentasche nach dem Leckerli krame. Aus Neugier spitzt das Pferd die Ohren und kommt genau in dem Moment, in dem ich das Leckerli überreiche einen Schritt auf mich zu. Welches Verhalten hat es nun mit der Gabe der Belohnung verknüpft? Eben nicht das ruhige Stehenbleiben, sondern es hat erfahren, dass es sich lohnt dem Menschen entgegenzutreten, wenn der mit der Hand in der Tasche raschelt. So bildet der Mensch sein Pferd sehr effektiv zu einem passionierten Taschenkriecher aus.

Die Präzision des Markers

 

Da man nun nicht bei jeder Lektion direkt am Maul des Pferdes steht, wählt der*die Profi-Pferdetrainer*in einen sogenannten Marker aus. Der Marker kann ein Lobwort oder das Geräusch eines Clickers sein. In einer Erstkonditionierung genannten Trainingsphase lernt das Pferd, dass auf jedes Markersignal eine Belohnung – in der Regel eine Futterbelohnung – folgt. Hat das Pferd diesen Zusammenhang einmal verstanden, so kann das Markersignal immer dann eingesetzt werden, wenn punktgenau eine konkrete Verhaltensweise, ein Bewegungsdetail etwa eingefangen werden soll. Das Pferd lernt dann „Ah, das war also gemeint“ und weiß, dass es nun Futter erwarten kann. Auf diesem Wege erkauft sich der*die Trainer*in so einen Zeitvorteil und kann auch aus weiterer Entfernung sein Pferd trainieren.

Das passende Kriterium

 

Die deutlichsten Fortschritte wird unser*e Pferdeschüler*in immer dann machen, wenn dem Menschen sein eigenes Belohnungkriterium wirklich bewusst ist. Er muss in jeder Situation genau wissen, welches Verhaltensdetail er gerade belohnen möchte und dieses dann auch wirklich tun. Also eben nicht bei der Arbeit am Podest einmal belohnen, wenn der Kopf gerade oben ist und dann wieder wenn er unten ist, sondern sich einmal für das aktuelle Kriterium entscheiden und nur dieses belohnen bis es zur Zufriedenheit gefestigt ist und sich erst dann einem anderen Aspekt widmen.

Step by Step

 

An welchem Kriterium wollen wir nun zu welchem Zeitpunkt arbeiten? Die Entscheidung welche Schritte wir zuerst üben und welche später erfordert viel Erfahrung vom*von der Trainer*in. So kann man den Spanischen Schritt etwa zunächst im Stand zu einem eleganten Ausdruck aufbauen und ihn dann in die Bewegung übertragen, oder aber gleich im Schritt beginnen, dafür aber eine weniger starke Aktion in Kauf zu nehmen. Nur wenn wir unser gewähltes Kriterium gut verinnerlicht haben, verändern wir es auch nicht spontan während der Übung, sondern haben auch im Blick, wie dieser eine Aspekt in der Realität aussehen soll und wie oft wir ihn belohnen wollen bis wir überhaupt zum nächsten Teilschritt voranschreiten. Niemals wird man Erfolge haben,wenn zwei Verhaltensdetails gleichzeitig bearbeitet werden sollen oder mal das eine und dann wieder das andere in den Fokus gerückt wird.

Langsamer Aufbau der Kriterien

 

Gute Belohnungskriterien werden nicht einfach aus dem Bauch heraus entschieden, sondern am jeweiligen Ausbildungsstand angepasst und dem Ausbildungsziel entsprechend entwickelt und in einzelnen Sequenzen beschrieben. Der*Die Trainer*in muss genau vor seinem inneren Auge die Bewegungen des Pferdes vor sich sehen können, als würde die erwünschte Endverhaltensweise in Zeitlupe ablaufen und er in einem bestimmten Moment die Stopp-Taste drücken. In Echtzeit läuft das Verhalten allerdings oft so schnell ab, dass man hochkonzentriert sein muss, um wirklich das eigenen Trainingskriterium präzise zu erfassen. Die Belohnungskriterien bauen langsam aufeinander auf und einer der größten Anfängerfehler ist, zu viel vom Pferd zu erwarten, also das Kriterium für eine Belohnung viel zu hoch anzusetzen.

Kleinschrittig aber nachhaltig

 

Oftmals reicht es für einen bestimmten Trainingsschritt zunächst nur den Blick des Pferdes in die richtige Richtung zu belohnen oder aber einen Bewegungsimpuls wahrzunehmen und diesen positiv zu verstärken. Wer also seine Belohnungskriterien niedrig aber dabei nicht wahllos ansetzt, der wird es dem Pferd ermöglichen sich kleinschrittig dem Ausbildungsziel zu nähern und über viele kleine Erfolge stressfrei zu lernen.

Eine passende Belohnungsrate ist individuell

 

Oft fragt man sich, wie viele Leckerlis als Belohnung pro Zeiteinheit denn eigentlich nötig sind um Fortschritte zu erzielen? Reicht ein Leckerli nach der Reitstunde oder ein nettes Wort nach jeder Lektion oder sollte häufiger belohnt werden? Die Frage nach der Belohnungsrate, also nach der Anzahl an Belohnungen jedweder Art pro Zeiteinheit ist leider nicht allgemeingültig zu beantworten, sondern eines der Kapitel über die sich erfahrene Trainer*innen immer wieder neu Gedanken machen sollten. Die Belohnungsfrequenz ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig:

Die Erfahrung des Pferdes

 

Zunächst ist die Erfahrung des Pferdes entscheidend für die Wahl einer bestimmten Häufigkeit der Belohnungen. Ein generell erfahrenes Pferd braucht meist weniger Bestätigung als ein*e noch unerfahrene*r Schüler*in. Allerdings ist auch die Erfahrung innerhalb der zu erlernenden Lektion wichtig für die Entscheidung eher häufig oder seltener zu belohnen.

Neue Lektion

 

Erarbeitet man gerade eine völlig neue Übung, so wird man im Verhältnis mehr Belohnungen brauchen, als wenn es sich um eine altbekannte Aufgabe handelt.

Details

 

Auch beim Erarbeiten von feinen Details werden eher viele Belohnungen nötig sein, um die Motivation des Pferdes zu erhalten.

Charakter des Pferdes

 

Daneben spielen bei der Frage nach der Häufigkeit auch der jeweilige Charakter des Pferdes eine Rolle. So richtet sich die Höhe der Belohnungsrate daran aus, ob das Tier leicht nervös reagiert oder eher ruhig ist und ob es eher aktiv oder reaktiv dem Trainingsablauf begegnet.

Aufmerksamkeit fördern

 

Ganz allgemein lassen die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse folgende Tendenzen erkennen: Lieber einmal zu häufig belohnen als zu selten. Eine zu niedrige Belohnungsrate demotiviert Pferde und lassen sie sozusagen “den Faden verlieren“. Ihre Aufmerksamkeit wird dann schnell von der gestellten Aufgabe abgelenkt. Bei jeder neu zu erarbeitenden Übung sollte zunächst einmal extrem häufig belohnt werden und jeder korrekte Ansatz auch beachtet und entsprechend gewürdigt werden. Die Belohnungen werden erst wieder reduziert, wenn eine Lektion bereits sehr gut verstanden ist. Dann beginnt man langsam nicht mehr jedes, sondern nur noch im Mittel jedes zweite oder dritte oder eben später jedes fünfte oder zehnte Mal zu belohnen.

Zufällig belohnen erfordert Konzentration des*der Trainer*in

 

Der Trick dabei steckt in der Bedeutung von „im Mittel“, wir reduzieren die Belohnungen also nicht in einem neuen festen Rhythmus, sondern nach einem für das Pferd unvorhersehbaren Schema. Diese intermittierende Form der Belohnung ist deswegen so wichtig, weil das Pferd nun immer aufmerksam bleiben muss, da es nicht weiß ob es nach der aktuellen Abfrage der Lektion eine Belohnung gibt oder nicht. Für uns Menschen ist das Einhalten einer rein zufälligen Belohnungsfolge allerdings nicht leicht umzusetzen und setzt eine sehr hohe Konzentrationsfähigkeit und inneres Mitzählen voraus. Nur zu leicht rutscht man in ein für das Pferd vorhersehbares Muster und erreicht sein Ziel, die Belohnungen nach und nach immer weiter auszuschleichen dann nur über einen sehr langwierigen Zeitraum.

Fehler beim Ausschleichen der Belohnung

 

Die häufigste Fehlerquelle beim Ausschleichen der Belohnungen ist ein zu rasches Reduzieren der Belohnungsrate. Wer bis eben noch jeden einzelnen Fuß, der vorwärts auf die Rampe des Pferdeanhängers gesetzt wurde, markiert und belohnt hat, wird nicht zum erfolgreichen Abschluss des Verladetrainings kommen, wenn er plötzlich nur noch jeden zehnten Schritt belohnt oder sogar nur noch wenn das Pferd komplett auf dem Hänger steht. Soweit wäre das Tier in diesem Trainingsstadium einfach noch nicht und der gesamte bisherige Trainingserfolg wird möglicherweise sofort wieder zusammenbrechen.

Anforderungen an das Pferd

 

Häufig sieht man auch unerfahrenere Pferdetrainer*innen, die zwar korrekt die Belohnungsrate sukzessive reduzieren, aber auf der anderen Seite schleichend die Anforderungen erhöhen. Es ist wissenschaftlich erwiesen unmöglich weniger Belohnungen zu schenken, aber gleichzeitig eine bessere Ausführung der Lektion zu erhalten. Will man also nachdem das Pferd den Spanischen Schritt einmal gelernt hat nun weg von der stetigen Gabe an Belohnungen, so kann man folglich während dieser Reduzierung nicht gleichzeitig an der Kadenz oder dem Ausdruck arbeiten.

Motivationshintergründe erkennen

 

Viele weitere Fehlerquellen liegen in der Umstellung auf alternative Belohnungsformen. Man benötigt viel Fingerspitzengefühl um herauszufinden, was genau das Pferd in einer bestimmten Situation am meisten motiviert. Bei manchen Pferden ist es sehr wichtig viel Anerkennung und Aufmerksamkeit zu schenken und sich weniger auf die Futterbelohnung zu verlassen, bei anderen ist es gerade entscheidend nicht zu viele alternative Belohnungsformen zu verwenden, sondern beim altbewährten Futterlob zu bleiben. Die Individualität unserer Pferde zwingt uns immer wieder die Anwendung unserer Trainingskonzepte und Details der wissenschaftlichen Erkenntnisse der Verhaltensbiologie an die Praxis anzupassen und für jedes einzelne Pferd einen optimalen Lernweg zu gestalten.

aus „Pferdsein reloaded“

Alles Liebe euch und euren Lieblingen, Marlitt

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Marlitt Wendt

 

 

Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist nun die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.

Conny Ranz

 

 

Ich bin Pferdefotografin und Grenzgängerin. Mit meiner Kamera bewege ich mich zwischen den Welten. Zwischen Tier und Mensch, zwischen Traum und Realität. Pferde ihrer Natur entsprechend in ihrer ganzen Persönlichkeit zu zeigen, begeistert mich damals wie heute. Dazu bin ich unter anderem europaweit auf den Spuren der Wildpferde unterwegs. Diese Begegnungen erwecken stets den Mut zur Freiheit in mir. Mit meinen Bildern durfte ich bereits an einigen Buchprojekten namhafter Verlage sowie in diversen Pferdemagazinen mitwirken. Vor allem aber verleihe ich damit unserem gemeinsamen Herzensprojekt RPlus aus vollster Überzeugung Flügel.

AUTHOR: Marlitt Wendt