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RPlus | Blicktarget nach Marlitt Wendt
Video und Artikel zum Blicktarget nach Marlitt Wendt
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Schlauchspannung als Zeichen für Anspannung

 

Futter im Training kann zu einem deutlich erhöhten Erregungslevel beim Pferd führen, wenn es nicht ausreichend gelernt hat, Ruhe zu bewahren und sanft durch das Training geleitet wird. Motiviertes Arbeiten ist schön und ein wichtiges Ziel im Training, ein zu hoher Motivationslevel ist dagegen nicht wünschenswert, da das Pferd ab einem gewissen Grad unkonzentriert wird und nur noch auf das Futter fixiert und nicht mehr in einem ausgeglichenen Arbeitsmodus ist. Fehler häufen sich und leider kann die übermäßige Aufregung sich immer mehr verselbstständigen und sich auf gänzlich andere Bereiche des Trainings ausdehnen. Daher ist es wichtig schon kleinste Anzeichen einer beginnenden Unruhe zu erkennen, um so schnell wie möglich Wege aus einem zu hohen Erregungslevel zu finden. Haflingerwallach Nico zeigt uns zusammen mit seinem Lieblingsmenschen Franziska im Video den Prozess zur Reduktion der Aufregung im Training und wie man echte Trainingspausen entwickeln kann.

Untertitel auf Deutsch verfügbar

Die Schlauchspannung

 

Zu Beginn des Videos sehen wir einige Sequenzen des alltäglichen Trainings mit dem älteren Wallach Nico. Er zeigt bei der eigentlich sehr ruhigen Arbeit mit der Matte als Bodentarget ein verhältnismäßig hohes Erregungsniveau. Er schleckt sich deutlich über die Lippen, hat einen sehr hohen Muskeltonus und hat die komplette Trainingsdauer ausgeschachtet. Dabei ist deutlich, dass der Schlauch nicht nur wie im entspannten Zustand locker hängt und weich ist, sondern er ist bereits deutlich sichtbar durchblutet und fest. Gerade die rechts-links Bewegungen des festen Schlauchs sind ein Zeichen für seine Versteifung. Dieser Grad an Erregung ist fast immer auf ein Zuviel an Stress und Aufregung im Training zurückzuführen. Ein entspannter Schlauch baumelt locker und etwas verschrumpelt herunter und hüpft eher in der Bewegung als dass er pendelt.

Exkurs – Gut zu wissen

Zwischen Anspannung und Entspannung

 

Vorsicht ist geboten wenn der eigene Hengst oder Wallach im Training mit Futter mit einer deutlich sichtbaren Schlachspannung reagiert. Das Ausschachten an sich kann ein Zeichen für Entspannung sein, das Anschwellen des Schlauchs ist dagegen immer als ein Warnhinweis für uns zu werten. Gerade weil die Schlauchspannung auch immer ein Hinweis auf eine mögliche Koppelung zwischen der Futteraufregung und der sexuellen Erregung beinhaltet. Es darf kein Trainingsziel bei der Arbeit mit positiver Verstärkuung sein, unser Pferd so aufzuregen, dass es ein Ventil für diese sich aufstauende Erregung suchen muss.

Kraulen zur Entspannung

 

Eine tolle Möglichkeit mehr Ruhe ins Training zu bekommen ist es sich Zeit für Kraulpausen einzulegen. Zeiten, in denen Futter keine Rolle spielt und das Pferd den direkten Körperkontakt des Menschen genießt und sich auf seine inneren Empfindungen und nicht auf seinen handlungsorientierten Modus fokussiert. Nico ist ein Pferd, welches auf den ersten Blick Berührungen nicht unbedingt sehr schätzt. Er arbeitet zunächst lieber weiter. Wenn allerdings die richtigen Stellen und die richtige Kraultechnik gefunden ist, kann er wie die allermeisten Pferde auf diesem Wege lernen zu entspannen.

Finden der richtigen Stelle

 

Das Genussgesicht des Pferdes ist für mich beim Thema Entspannung im Training der Wegweiser auf dem Pfad der Stressreduktion. Ich orientiere mich hauptsächlich an den Reaktionen des Pferdes, seinem nach innen gerichteten, weichen, genießerischen Blick, der genussvoll verlängerten Oberlippe und der Veränderung der Muskelspannung. Bei Nico und vielen anderen schwierig über Kraullob zu motivierenden Pferdekolleg*innen ist es buchstäblich Schwerstarbeit eine wirklich angenehme Berührungsintensität zu schaffen. Diese Kraultypen bevorzugen einen recht deutlichen Druck und genießen erst eine wirklich handfeste Massage, für zart kitzelnde Berührungen haben sie nur ein müdes Lächeln übrig. Ihre begeisterte Zustimmung zeigen viele Pferde wie Nico durch ein Präsentieren der ihnen genehmen Körperstelle und dadurch, dass sie sich unseren kräftigen Berührung deutlich entgegen stemmen.

Zeit nehmen

 

Die Faustregel für mich lautet: Bei unerfahrenen Pferd-Mensch-Paaren sollten man sich mindestens die Hälfte des gemeinsamen Training im Pausenmodus zu befinden – entweder in der Kraulpause, wie hier mit Nico, der Atempause, beim gemeinsamen Herumwandern oder aber bei einer genüsslichen Fresspause. Je aufgeregter sich unser Pferd im Training präsentiert, desto höher ist für mich der zeitliche Anteil an Ruhepausen. So kann es bei sehr hartnäckigen Fällen auch sein, dass ich das eigentliche Training für eine gewisse Zeit komplett vernachlässige und mit dem Pferd nur zum Kraulen und Chillen, aber eben nicht zum „arbeiten“ auf den Reitplatz gehe.

Wirkt unsere Entspannungsoffensive?

 

Gerade auch der Übergang von der Kraulpause zurück zum eigentlichen Training ist in Hinblick auf den Grad der Anspannung sehr spannend zu beobachten. Bei Nico sieht man im Video den positiven Effekt bei der Wiederaufnahme des Trainings sowohl daran, dass er nach der Kraulphase nicht mehr direkt ausschachtet, aber auch daran, dass nun seine Muskelspannung wesentlich geringer ist und er sich auch deutlich besser konzentrieren kann. Nico hat uns eindrücklich gezeigt, dass der versteifte Schlauch ein unmissverständlicher Negativanzeiger für ein entspanntes, stressarmes Training darstellt. Schlägt also diese „Wünschelrute“ bei unserem Wallach oder Hengst so deutlich aus so sind wir auf die Quelle eines vermeidbaren Stressors gestoßen.

Immer schön locker bleiben, Marlitt

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Marlitt Wendt

 

 

Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist nun die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.

Conny Ranz

 

 

Ich bin Pferdefotografin und Grenzgängerin. Mit meiner Kamera bewege ich mich zwischen den Welten. Zwischen Tier und Mensch, zwischen Traum und Realität. Pferde ihrer Natur entsprechend in ihrer ganzen Persönlichkeit zu zeigen, begeistert mich damals wie heute. Dazu bin ich unter anderem europaweit auf den Spuren der Wildpferde unterwegs. Diese Begegnungen erwecken stets den Mut zur Freiheit in mir. Mit meinen Bildern durfte ich bereits an einigen Buchprojekten namhafter Verlage sowie in diversen Pferdemagazinen mitwirken. Vor allem aber verleihe ich damit unserem gemeinsamen Herzensprojekt RPlus aus vollster Überzeugung Flügel.

AUTHOR: Marlitt Wendt