Was steht im Mittelpunkt?

Immer wieder mache ich mir Gedanken über meinen eigenen Ansatz im Umgang mit Pferden und über meine Ausbildungsphilosophie. Dabei entdecke ich einen für mich wichtigen Grundsatz immer wieder: Für mich steht das Pferd als einzigartige Persönlichkeit im Mittelpunkt meiner Arbeit.

Gerade was unterschiedliche Trainingsformen oder auch Trainingsziele angeht, ist es nämlich sehr leicht geschehen, dass das Pferd als Individuum aus den Augen verloren wird. Da geht es dann plötzlich mehr darum wie „man“ es vermeintlich „richtig“ machen sollte, welche Grundregeln eine bestimmte Trainingsmethode erfordert oder welche theoretischen Hintergründe im Training beachtet werden sollten.

Abgesehen davon steht oft auch der Mensch im Mittelpunkt, mit seinen Wünschen an das Pferd, seinen Ideen für Lektionen und seinen aktuellen Befindlichkeiten. So wird schnell das Pferd zum Objekt degradiert, es wird zu einem quasi beispielhaften Wesen, welches die Ideen des Menschen so schnell und exakt wie möglich ausführen soll: Eine lebendige Trickmaschine, die zwar mit Leckerlis gefüttert wird, aber dennoch oft genug in seinem Selbst gar nicht wahrgenommen wird.

Methoden ihren Platz geben

Nur um nicht falsch verstanden zu werden: Es ist sehr wichtig, sich im klaren darüber zu sein wie und warum eine bestimmte Trainingsmethode funktioniert. Es ist auch gut sich immer mal neue Aufgaben auszudenken, um die eigenen Trainerfähigkeiten weiter zu verbessern und so ein großartiger Trainingspartner für das Pferd zu werden. Was aber eben anscheinend doch sehr häufig geschieht ist, dass komplett der Fokus auf das „wie“ und „was“ gelenkt wird und damit weg vom „wer“ gelenkt wird.

Dabei ist dieses „wer“ sehr entscheidend:

• Wer genau ist unser Gegenüber Pferd?
• Wie verhält es sich?
• Was macht es aus sich selbst heraus wirklich gern?
• Wann erkennen wir minimale Stressanzeichen?

Unser Pferd braucht es im Mittelpunkt des Gedankens während des Trainings zu stehen. Es darf nicht die Methode sein, um die sich alles dreht. Nur wer die Ruhe hat sein Pferd genau zu beobachten und kennenzulernen, wird ihm auch im Training nachhaltig gerecht werden. In der Vor- und Nachbereitung einer Einheit kann es sicher um alle Fragen der Methodik gehen, während der Trainingssequenz jedoch möchte ich all meine Energie auf das Pferd und mich selbst lenken und den Moment bewusst erleben.

Du und Dein Pferd – das ist Euer Wir!

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Marlitt Wendt

Ich bin Verhaltensbiologin und eine Pionierin auf dem Gebiet des Trainings mit positiver Verstärkung für Pferde. Das was zunächst als private Leidenschaft begann, ist seit fast 20 Jahren meine Berufung. Ich habe meinen Traum verwirklicht und durfte mein Wissen und meine Erfahrung als Autorin in vielen Sachbüchern und Fachartikeln veröffentlichen und als Dozentin auf Seminaren im gesamten deutschsprachigen Raum in der Praxis umsetzen. RPlus ist nun die Quintessenz meiner bisherigen Arbeit. Mit RPlus als Idee, positive Verstärkung in ihrer Gesamtheit darzustellen und den Grundgedanken des Gebens wirklich zu leben, veröffentliche ich hier lerntheoretische Inspirationen, meine eigenen Ausbildungskonzepte und persönliche Einblicke in meine Pferdewelt.